Unsere* Veranstaltungsreihe „Gegenwart auslegen, Gegenseitigkeit beanspruchen. Kunst und Wissenschaft als Medien der Zivilgesellschaft“ wendet sich bewusst gegen kurzfristige Aufmerksamkeitstrends und hat darum Forscher*innen eingeladen, die sich langfristig und fundiert mit gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen auseinandersetzen und damit Grundlagenarbeit zur Bewältigung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen leisten. Gerade vor dem Hintergrund wachsender antimoderner und antiintellektueller Bewegungen, die Pluralität, Individualität und Komplexität ablehnen, ist ein spezifischer kritischer Blick (neben solidarischen Vergemeinschaftungen) unerlässlich. Ein zentrales Anliegen dieser Reihe ist die Analyse gesellschaftlicher Ausgrenzungsstrukturen und ihrer langfristigen Auswirkungen auf das Zusammenleben. Ziel ist die Darstellung und (Weiter-)Entwicklung differenzierter künstlerischer und pädagogischer Praktiken, die die systemischen Effekte eines historischen Kurzzeitgedächtnisses und Momente der Amnesie ebenso im Blick behalten wie die unreflektierten weißen Flecken, die eine angemessene Reflexion vergangener Ereignisse erschweren. Kunst und Wissenschaft verstehen wir in diesem Kontext als Medien, also sowohl Instrumente wie Räume, die zivilgesellschaftliche Debatten aufgreifen und fortsetzen. Das Format „Seminar mit Gästen“ wurde in Form der Reihe „Kunst/Erziehung im NS – Rückblick, Kontinuitäten, Perspektiven“ 2023 von Nanna Lüth erprobt.
Die Termine mit Gästen finden in Berlin und Karlsruhe statt und werden für die Zuhörer*innen am jeweils anderen Ort und die interessierte Öffentlichkeit online übertragen.
Abstracts und Biografien der Gäste: https://t1p.de/26rxs
* Diese Veranstaltung entsteht als Kooperation zwischen Prof. Dr. Nanna Lüth, UdK Berlin, und Prof. Dr. Konstanze Schütze, PH Karlsruhe. Sie wird unterstützt im Rahmen der Microprojekte, PH Karlsruhe, durch das Studium Generale, das Institut für Kunstdidaktik und Ästhetische Bildung, das Institut für Kunst im Kontext, alle UdK Berlin, sowie den Berliner Landesverband des BDK – Fachverband für Kunstpädagogik.
Termine mit Gästen, wo nicht anders angegeben, mittwochs, 18.15 bis 19.45 h:
15.05.24 Dr. Anna Schürch, Zürich: Von der «stufenweisen Entfaltung der Gestaltungskräfte» – Biologismen im kunstpädagogischen Diskurs
In ihrem fachgeschichtlichen Vortrag geht Anna Schürch der Frage nach, wie biologistische Argumentationsfiguren das Denk- und Sagbare der deutschsprachigen Kunstpädagogik prägten. Insbesondere die evolutionsbiologische These der „biogenetischen Grundregel“ kam seit dem frühen 20. Jahrhundert dem Anliegen entgegen, das Fach auf Basis angeblicher universeller Gesetzmässigkeiten zu etablieren. Die zeichnerische Entwicklung des Kindes wurde dabei ins Zentrum gerückt. Ihre formale Qualität wurde in Analogie zu der Entwicklung der Kunst im Laufe der Geschichte gesehen. Exemplarisch lassen sich diese diskursprägenden und bis heute wirkmächtigen Argumentationsfiguren anhand der Rezeption der Theorie von Britsch/Kornmann in der Schweiz ab Ende der 1920er-Jahre zeigen. Sie prägen auch die Diskussionen der Nachkriegszeit um eine musische Konzeption der Kunstpädagogik.
Anna Schürch ist Kunstpädagogin und als Dozentin und Forscherin im Bereich Art Education an der Zürcher Hochschule der Künste tätig. Sie hat in Basel Lehramt für bildende Kunst studiert und an der Universität für angewandte Kunst Wien zur Geschichte der Zeichenlehrer*innenausbildung in der Schweiz promoviert.
Meeting-Link (Zoom) für den 15.05.24 mit Anna Schürch: https://uni-koeln.zoom.us/j/93514158476?pwd=a1VGMlZQRFRTdWp0Y1Z4L2xNbVk1QT09#success
Anmeldung (Webex) für alle anderen Termine jeweils bis 24 Stunden vorher: berlin@bdk-online.info
Abschlusssymposium (Mi 10.07.24)
15 h Begrüßung und Einführung mit Nanna Lüth und Konstanze Schütze
16 h Fabian Bechtle und Leon Kahane, Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst, Berlin (www.forum-dcca.eu) im Gespräch mit Studierenden
18:30 h Mely Kiyak, Berlin: Mit Kunst antworten
Wir freuen uns auf eure/Ihre Teilnahme.