Das indonesische Künstler:innenkollektiv ruangrupa entwickelte für die documenta fifteen eine Konzeption und Organisation
der Ausstellung, die die Sehgewohnheiten und das Verständnis über Kunst in Frage stellen und erweitern sollte. Die Leiterin
der Vermittlung der documenta fifteen, Susanne Hesse-Badibanga gab in ihrem Vortrag „Die kommende documenta fifteen wird anders“ im September 2021 auf der BDK-Tagung an der Kunstakademie einen ersten Einblick, der neugierig machte. Nach frühen Antisemitismusvorwürfen gab sich Bundespräsident Steinmeier in seiner Eröffnungsrede zur documenta am 18. Juni 2022 – einen Tag vor der Präsentation des Banners des indonesischen Künstler:innenkollektivs Taring Padi – in Kassel dann ungewohnt kritisch: „Wir alle wissen: Kunst ist nicht streitfrei zu haben. Eine demokratische Gesellschaft darf Künstler nicht bevormunden, erst recht nicht instrumentalisieren. Kunst hat keinen politischen Auftrag. Und Politik richtet nicht über die Qualität von Kunst“.
Kunstfreiheit oder Volksverhetzung? Wie brisant und aktuell die Bilderfrage ist, zeigt genau diese documenta fifteen. Und wie
sehr es in dieser komplexen Situation von Perspektiven notwendig ist, Bilder kontextualisieren zu können, zu lesen und zu verstehen, wird ebenso deutlich. Die Frage nach Bildkompetenz und damit ausreichend und mehr Kunstunterricht an allen
Schularten war selten relevanter!
Lesen Sie in dieser Ausgabe zwei Beiträge mit Annäherungen, Beobachtungen und Reflexionen zu den beiden Weltausstellungen documenta fifteen und Venedig Biennale 2022 aus studentischer Sicht (siehe S. 22 und S. 28) und vergleichen Sie diese mit Ihren eigenen Erkenntnissen.
Mit herzlichem Grüßen,
Ihre Barbara Lutz-Sterzenbach
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