Wenn sich in der „digitalen Welt“ die Anforderungen an Schule und damit an alle Lehrkräfte nachhaltig verändern, dann wird perspektivisch Medienbildung integraler Bestandteil aller Unterrichtsfächer sein und nicht mehr nur schulische Querschnittsaufgabe. Alle Lehrkräfte müssen selbst über allgemeine Medienkompetenz verfügen und in ihren fachlichen Zuständigkeiten zugleich „Medienexperten“ werden. Der bereits in der KMK-Empfehlung„Medienbildung in der Schule“ von 2012 formulierte Qualifizierungsanspruch gilt daher für alle Lehrkräfte.
(Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“, 2016 KMK Berlin)
Die Bundesregierung will Milliarden in Computer für Schulen investieren. Geplant ist, allen öffentlichen und privaten Schulen bei der Digitalisierung zu helfen. Bis 2021 will der Bund in Breitbandanbindung, in W-Lan-Zugänge und in Endgeräte wie Laptops und Tablets investieren. Wieder einmal wird „Das Ende der Kreidezeit“ eingeläutet. In diesem Kontext hatte das Forum Bildung Digitalisierung, bei dem die Stiftung Mercator als Partner mit dabei ist, am 30. Juni 2017 nach Berlin eingeladen. Unter dem Thema „Kompetenzen in der digitalen Welt: Aus der Sicht der Fächer und der Fachdidaktiken“ waren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Bildungspraxis sowie Verantwortliche aus den Bildungsministerien und Landesinstituten eingeladen, folgende Fragen zu diskutieren:
• Wie kann jedes einzelne Fach zur Entwicklung der Kompetenzen beitragen?
• Wie gelingt die Umsetzung des Kompetenzmodells in der Praxis?
• Wie wird der Kompetenzerwerb zertifiziert?
Für den BDK nahm Stefan Wahner, Vorsitzender des LV Berlin am Zusammentreffen teil. Innerhalb von Workshops wurde aus der Sicht der Fächer die digitalen Kompetenzen in kleinteiliger Weise reflektiert. Diskutiert wurde in allen Gruppen, ob das Thema eine Querschnittsaufgabe sei oder integraler Bestandteil der Fächer. Ein integraler Bestandteil erfordert natürlich eine bessere Qualifizierung der Lehrkräfte. Deutlich wurde, dass die Haltung zur Digitalisierung/Medien und zur Lehrerbildung wichtige Aspekte in der Thematik darstellen. Im Austausch der Workshops wurde herausgestellt, dass Schulentwicklung und Schulkultur eine große Bedeutung bei der Umsetzung der digitalen Kompetenzen haben. Stefan Wahner kommt zu folgendem kurzen Fazit: „Das Fach Kunst muss aufpassen, dass die MINT Fächer in diesem Zusammenhang nicht zu dominant werden. Anzustreben wäre eine fächerverbindende Projektplanung, insofern ist der Austausch zwischen den Fachdidaktikern enorm wichtig. Aus Sicht der Kunstdidaktik scheinen hier gerade auch mit den Informatik-Didaktikern durchaus große Schnittmengen zu bestehen.“
Ergänzend hierzu Ausführungen von Klaus Küchmeister, Medienreferent des BDK: Es darf nicht bei der Ausstattung mit Geräten stehen bleiben. Der Einsatz der digitalen Geräte ist, wie auch Bleistift oder Pinsel, zweitrangig. Die Inhalte und Aufgabenstellungen des Kunstunterrichts stehen im Vordergrund. Digitale Geräte (Foto/Film) eigen sich sehr gut zur Prozessdokumentation und zur Sichtbarmachung von Prozessen, zum Sammeln, für Wahrnehmungsübungen usw. „Bring your own device“ könnte eine alte medienpädagogische Forderung erfüllen: Die Einbahnstraße zwischen Sender und Empfänger aufzuheben.“ Martin Klinkner, Bundesvorsitzender des BDK unterstreicht: „Es ist nicht nur eine Frage der Ausstattung und der entsprechenden Firmen, die hier das sehr fette Geschäft wittern und sich Schulleitern und Sachaufwandsträgern aufdrängen – 5 Milliarden Bundesförderungsgelder wollen ja verbaut werden, sondern es ist eine Frage der Ausbildung und Fortbildung hinsichtlich medialer, pädagogisch-methodischer Kompetenzen der Lehrer.“
Ein Artikel in der Frankfurter Allgemeine zum Thema Digitalisierung in der Schule kommt u.a. zu folgendem Fazit (FAZ, Beruf&Chance,14.01.2017):
- Digitaler Wandel kommt in der Ausbildung der Lehrer viel zu kurz.
- Bessere technische Ausstattung gibt es nur in Vorzeigeschulen.
Es keimt der Verdacht auf, dass medienpädagogische Ausführungen zu diesem Thema aus dem Jahr 1996 (!) tatsächlich noch Bestand haben könnten und technische Aufrüstung allein nicht den gewünschten Erfolg in der Breite bringt. So heißt es in einem Beitrag (Harasim u.a. 1996, S.14.f., Lernort Multimedia): ”Es bleibt festzustellen, dass zwischen den Visionen über die qualitative Veränderung des Lerngeschehens (durch den Einsatz des Computers im Unterricht) und den […] Realsituationen eine erhebliche Kluft besteht.”
Werner Fütterer
In Vorbereitung: #material.digital | Schnittstellen gestalten – Verbindungen schaffen++ vom 3. – 5. November 2017 an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel | Kooperation mit dem BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik und der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle | Leitung: Dr. Sabine Baumann, Prof. Dr. Sara Burkhardt, Clemens Höxter