Bericht zum Kunstpädagogischen Tag »Bild – Körper – Raum« und zur Mitgliederversammlung des BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik Landesverband Sachsen-Anhalt am Freitag, den 11. Januar 2019 an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Am 11. Januar 2019 trafen sich die Mitglieder des BDK e.V. Sachsen-Anhalt zur Mitgliederversammlung in der Burg Galerie im Volkspark. Das 1907 von der halleschen Bürgerschaft erbaute und hoch über der Saale gelegene Volkshaus ist eines der größten Volkshäuser, die bis 1914 in Mitteldeutschland erbaut wurden.
Auf die ca. 30 Mitglieder warteten im Inneren zu Beginn des Fachtages die Räume der Ausstellung »flow« gefüllt mit Arbeiten der Klasse »Bild Raum Objekt Glas« (BROG) von Prof. Christine Triebsch. Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende des Landesverbands, Christiane Küstner, und der Leiterin der Burg Galerie im Volkspark, Dr. Jule Reuter, erkundeten die Teilnehmenden zunächst selbst die Räume und Arbeiten unter folgendem Fokus: Würden Sie mit Ihren Schüler/-innen diese Ausstellung besuchen? Kuratiert wurde die Ausstellung in Zusammenarbeit mit Jule Reuter und von der BROG-Klasse selbst, welche medial breit gefächert arbeitet und ausstellt. Sie beschäftigte sich philosophisch sowie experimentell u. a. mit den Themen Metropole, Baustelle, das Selbst, aktuelle Konflikte und Ökologie. Entscheidend sind dabei »der inhaltlich thematische und diskursive Zugriff, die Welt- und Selbstwahrnehmung als Haltung und ihre notwendige und zwangsläufige bildnerische Formung.« (aus dem Teaser der Ausstellung »flow«) Die Ausstellung in der Burg Galerie im Volkspark stellte für die BROG-Klasse eine Möglichkeit dar, den interpersonalen Austausch unmittelbar auf die künstlerische Arbeit auszuweiten und die damit verbundenen Chancen solcher Arbeitsprozesse zu untersuchen.
Den freien Erkundungstouren durch die Ausstellung schloss sich eine Diskussion über die Potenziale von Ausstellungsbesuchen im Kunstunterricht an. Am Beispiel aktueller Arbeiten der Ausstellung »flow« standen folgende Fragen im Zentrum: Was weckt Interesse? An welchen gezeigten Arbeiten könnten Schüler/-innen interessiert sein? Welche Arbeiten finden die teilnehmenden Kunstlehrer/-innen ansprechend? Würden sie mit ihren Klassen diese Ausstellung besuchen? Welche schulischen Rahmenbedingungen wären hierfür produktiv? Wie können Zugänge zu aktueller Kunst im Unterricht gefördert werden? Welche Potenziale bieten Ausstellungsbesuche und direkte Erfahrungen vor Originalen im Allgemeinen? Wünsche und Anregungen bezüglich einer kommunikativen Vernetzung zwischen den Kunstlehrer/-innen und Institutionen wie der Burg Galerie im Volkspark wurden kommuniziert, um die Programme für Ausstellungen gezielter in die Schulen zu tragen und damit verbundene Ausstellungsbesuche zu fördern. So sei es wünschenswert, dass Schüler/-innen gemeinsam mit den ausstellenden Kunststudierenden die Ausstellung besuchen und auf diese Weise Einblicke in den Denk- und Gestaltungsprozess der präsentierten Arbeiten erhalten. Diese Einladung sprach Dr. Jule Reuter an alle interessierten Kunstpädagogen/-innen während des sich dem Ausstellungsbesuch anschließenden Diskurses aus.
Nach der Mittagspause und einem kurzen Spaziergang durch den Park Ziegelwiese begann die Mitgliederversammlung am Campus Design der Burg Giebichenstein. Auf der Tagesordnung standen u.a. die Vorstellung der Vorstandsmitglieder, der Kassenbericht und eine Reflexion über die vergangene Mitgliederversammlung in Aschersleben in der Grafikstiftung Neo Rauch. Des Weiteren wurde sich mit dem Pleinair 2018 im Umweltzentrum Ronney, welches 2019 im Saale-Unstrut-Tal auf den Klinger Weinberg stattfinden wird, sowie die vergangene Herbstfahrt zum Thema »Skulptur und Plastik im öffentlichen Raum« beschäftigt. Abschließend wurde die Durchführung und Organisation der diesjährigen Hauptversammlung des BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik in Halle (Saale) und Dessau vom 29. bis 31. März 2019 besprochen. Als Delegierte für die HV wählten die anwesenden Mitglieder die Vorsitzende des Landesverbandes, Christiane Küstner, sowie den stellv. Vorsitzende, Robert Hausmann. Als Gäste wurden die weiteren Vorstandsmitglieder des Landesverbandes Angela Wilke (stellv. Vorsitzende), Sara Burkhardt (Beirätin), Kristin Winkler (Schriftfüherin), Marion Töpel (Kasse) und Verona Petermann (Fortbildungen) bestimmt.
Den dritten Teil des Tages gestaltete Constantin Becker mit seinem Vortrag und der sich daran anschließenden Diskussion zum Thema »Körper und Kunstwerke«. Fotografien von Phillipp Toledano, die eine neue Art von Schönheit propagieren, standen im Fokus. Dabei ging er in seinem kunsthistorischen Abriss verschiedenen Fragestellungen nach: Seit wann werden Körper vom Künstler als Kunstwerk und nicht nur als Motiv gesehen? Welche Rolle spielen dabei das Ich und seine Entscheidungen, die Mode, die zeitgenössische Kultur und Technologie? Der Spannungsbogen erstreckte sich währenddessen von der Performance-Kunst der 1950er Jahre über »Rhythm 0« von Marina Abramović bis hin zu Orlan, die ihre in zahlreichen Operationen erfolgende Umgestaltung öffentlich inszeniert. Es boten sich spannende Ein- und Ausblicke, die zur Selbstreflexion in einer durch die Selfiekultur geprägten Gesellschaft einluden.
Bericht: Susan Lanfer, Lehrerin für die Fächer Kunst und Latein am Francisceum Zerbst, E-Mail: susan.lanfer@francisceum.de | Fotos: Angela Wilke, stellv. Vorsitzende des LV