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Situation der bayerischen Realschulen im Oktober 2020

redaktionby in Aktuelles 2 Min. Lesezeit 25. Oktober 2020

Ähnlich wie in den anderen Schularten gestaltet sich der Kunstunterricht in der
Realschule sehr unterschiedlich. Schwierigkeiten treten sowohl im Distanz- als auch im
Präsenzunterricht auf, vor allem im praktischen Arbeiten:


Die Klassen sind in der Regel nicht geteilt, häufig sind es 30 oder mehr SchülerInnen, die
dicht an dicht zwar an einem festen Platz arbeiten – meist aber ohne Maske, sofern die
Corona-Ampel das erlaubt! Sie sollen zwar ausschließlich eigene Utensilien benutzen, in
der Praxis findet nicht selten ein reger Austausch statt, sodass ständig desinfiziert und
diszipliniert werden muss.


Die Fachschaften haben Hygienepläne ausgearbeitet, nach denen alle Schritte festgelegt
sind. Nach Auskunft von zahlreichen KollegInnen können diese jedoch oft nicht
vollständig eingehalten werden, wenn z.B. Desinfektionsmittel oder Seife nicht ersetzt
werden, das Fenster defekt ist oder Sanitäranlagen nur unzureichend zur Verfügung
stehen.


An manchen Schulen wird der Hybridunterricht sinnvoll durchgeführt: ein Teil über
Online-Aufgaben (Mebis) gestellt, der andere Teil im Präsenz-Unterricht im gleichen
Modus wie beim Online-Bereich bearbeitet. Auf diese Weise wird das selbstständige
Lernen erprobt und dabei die medialen Lernmethoden vertraut gemacht.
Das Modell „Flipped-Classroom“, d.h. der Stoff-Input erfolgt über Erklärvideos daheim,
die Übungen und Vertiefungen finden in der Schule statt, wäre eine
erfolgsversprechende Variante, wenn man auf qualitativ hochwertiges Filmmaterial
zurückgreifen könnte.


Der Wunsch von zahlreichen Lehrkräften – gutes Material – von Seiten des KM oder des
ISB zu beziehen – ist verständlich, da meist nur wenig Zeit für eigene „digitale
Produktionen“ bleibt und der Aufwand für die Vorbereitung des Präsenzunterrichts
deutlich gestiegen ist.


Digitales Lernen spielt auch im Kunstunterricht der Zukunft eine größere Rolle. „Mebis“
oder Ähnliches – als geschützter Raum und als Plattform für einen interaktiven
Unterricht – bietet zweifellos sehr komfortable Möglichkeiten für hybride Lernformen in
Pandemiezeiten. Darüber hinaus können über diese Medien kranke oder in Quarantäne
befindliche SchülerInnen mit Material versorgt werden. Problematisch bleibt aber die
passgenaue Erstellung des Unterrichtsmaterials oder das Thema „Bildrechte“, welches
im Netz anderen Richtlinien folgen muss als im „normalen“ Präsenzunterricht.
Abgesehen von den inhaltlichen Herausforderungen muss natürlich auch die technische
Seite stimmen und nicht durch fehlende Hardware oder mangelnde Breitbandstärken
behindert werden. Der wichtigste Faktor bleibt jedoch die „Manpower“: welche
Fortbildungsmöglichkeiten können KunstlehrInnen nutzen, wie werden sie unterstützt?
Nach Aussagen zahlreicher KollegInnen kam und kommt es trotz verpflichtender MebisFortbildungen für alle bayerischen Lehrer immer wieder zu Problemen, meist durch
fehlende Begleitung der Schule.


Gut strukturierte und anschauliche Informationsblöcke sowie klare und durchführbare
Arbeitsaufträge ermöglichen erfolgreiches Lernen bzw. praktisches Arbeiten. Für die
Zukunft könnte sich eine Lernform generieren, die einen gelungenen Hybridunterricht
gewährleisten, der praktisches Arbeiten inkludiert.
Die KunstlehrInnen der Realschule unterrichten in der Regel auch Werken – hier steht
das praktische Arbeiten vor noch größeren Herausforderungen.
Im Idealfall können Kunst, Werken und IT koordiniert werden – in Pandemiezeiten
scheint diese Symbiose ein goldener Weg für machbaren und guten,
kreativitätsfördernden Unterricht zu sein.


Marcella Ide-Schweikart,
24.10.2020 Bad Tölz

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