Schule in Deutschland – eine Krise mit Ansage trifft auch den Kunstunterricht
„Die fachliche Basis der Kulturellen Bildung in der Schule wird insbesondere in den künstlerischen Kernfächern Musik, Kunst sowie Theater gelegt. Bei der Planung der Stundentafeln sollte stets darauf geachtet werden, dass das Unterrichtsangebot in diesen Fächern unbedingt sichergestellt bleibt und ggf. ausgebaut wird.[…].“
Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Kulturellen Kinder- und Jugendbildung 2007 – i. d. F. vom 08.12.2022
Die Lücken im Lehrerzimmer bedrohen das ganze Land" titelt das Deutsche Schulportal und verweist auf einen Artikel in der "Zeit". Diese befindet "Der Wettbewerb um die aufsehenerregendste Notoperation ist in vollem Gange." Die Taz resümiert im Dezember 22: "Alle wissen, was zu tun ist, aber keiner tut es. Die Parallele zur Klimakatastrophe ist schlagend. Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir in zehn Jahren eine schlimme Lage erzeugt haben." So lange wird es sicher nicht dauern. Überall wird SOS gefunkt! Davon zeugen schon manche Titelzeilen der lokalen und überregionalen Presse. Man liest von "Alarmierenden Befunden" oder "schlecht ausgebildeten Hilfslehrkräften" und "Historischen Herausforderungen". Interessant ist auch die Kommentarseite der Tagesschau die einen Überblick von Meinungen aus der Bevölkerung hierzu gibt. Z.B. „Deutschland liegt bei Ausgaben für Bildung auf Rang 30 der OECD-Länder! Wir brauchen dringend mehr Geld für mehr Lehrkräfte! Unser 'System' ist kaputtgespart!" Der Philologenverband fordert "Echte Anstrengungen" und sieht die Gefahr, "dass die 16 Landesministerinnen und -minister ihr regionales Süppchen weiterkochen und jedes Land unkoordiniert kleine Soforthilfe-Projekte ohne nachhaltige Linderungswirkungen umsetzt." Sorge um eine abgehängte Generation hat auch Olaf Köller, Vorsitzender der Ständigen Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) und weiß Rat: "[...]Wir müssen uns auf die Kernfächer konzentrieren. [...]Alle Ressourcen, die die Schule trotz der Mangelsituation noch hat, müssen auf die basalen Fächer Deutsch und Mathematik konzentriert werden." Das am 09.12.2022 von der SWK veröffentlichte Gutachten "Basale Kompetenzen vermitteln - Bildungschancen sichern. Perspektiven für die Grundschule" legt den Fokus eindeutig auf die "Kernfächer", in denen große Mängel ausgemacht wurden. Deswegen Fächer auszuschließen, ist ein ein fatales Zeichen und befördert manch abstruse Ideen von Bildungspolitikern. (S. BDK-Online). Die ästhetischen Fächer geraten mal wieder aus dem Blick, obwohl grade auch im Kunstunterricht der Grundschule basale Kompetenzen vermittelt werden. Das gilt nicht nur für die Gestaltung, sondern auch für die Bereiche der Motorik, der sozial-emotionalen Kompetenzen und auch der Sprach- und Ausdrucksbildung. Hier wird eben nicht nur "getuscht" und gebastelt" – einen qualitätvoll ausgeführten Unterricht vorausgesetzt. Zur Vertiefung, nicht nur für Fachkräfte, empfiehlt sich ein Blick auf die Website der AG Grundschule im BDK. Irritierend war indessen der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Gutachtens der SWK – so lag die Empfehlung doch fast zeitgleich mit der Positionierung der Deutschen Kultusministerkonferenz, die in einer Empfehlung den Wert der künstlerischen Schulfächer für die Gesellschaft hervorhebt – das ist notwendiger denn je, wie es scheint. Der BDK hat auf beide Veröffentlichungen reagiert und in einem Schreiben an die derzeitige Vorsitzende der KMK Astrid-Sabine Busse auf diese Diskrepanz zwischen den Empfehlungen hingewiesen und um eine Stellungnahme gebeten. Gleichzeitig wurde die unausgewogene Besetzung der Kommission angemerkt, in der keine Vertretung der künstlerischen Schulfächer oder der Kulturellen Bildung zu finden ist. Damit wird ein wesentlicher und wichtiger Bereich der Bildung und des gesellschaftlichen Lebens ausgeklammert. Es ist mittlerweile unsäglich, wie der Wert der künstlerischen Fächer für die Gesellschaft breitflächig ignoriert wird. Hier heißt es gegenzuarbeiten und in allen Bereichen diesen Wert zu verdeutlichen. Immerhin wird in der neuesten Veröffentlichung der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission vom 27.01.2023 "Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel" festgestellt, dass Kunst lehramtsübergreifend ein Mangelfach ist (S.6.), auch die Qualität des Unterrichts insgesamt wird für den Kompetenzerwerb als relevant angesehen (S.7.) – eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die inzwischen aber von der Realität durch länderübergreifendes Löcher stopfen deutlich überholt ist und durch den Lehrkräftemangel kaum mehr eingelöst werden kann. Die Kommission stellt weiterhin fest, dass Lehramtsstudierende – neben fachfremd Unterrichtenden – den maßgeblichen Anteil der Vertretungslehrkräfte bilden. Mit der Verschärfung des Personalmangels wurden mittlerweile Studierende eingestellt, die sich sogar noch in der Studieneingangsphase befinden. Die SWK kritisiert dies und empfiehlt die Definition klarer Anforderungsprofile für den konkreten Einsatz von nicht (vollständig) ausgebildetem Personal in Schule und Unterricht zur Qualitätssicherung (S.19). Die Kommission spricht sich hier ganz klar für eine Professionalisierung aus, die der BDK schon lange fordert – auf allen Ebenen der Ausbildung. Natürlich gibt es bereits heftigen Gegenwind von Verbänden, Organisationen und Institutionen auf die Vorschläge der der SWK. Von einer„Attacke auf das Berufsbild des Lehrers“ ist z.B. die Rede. Die Diskussion wird weiter gehen und kontrovers geführt werden. Nur, wie sehen nach der Diagnose die Heilungschancen aus? Das Problem des Lehrkräftemangels wird nach Einschätzung der Kommission aller Voraussicht nach in den kommenden 20 Jahren bestehen bleiben. Sollte sich dies bewahrheiten haben wir eine echte Zeitenwende in der Bildung - und diese wendet sich offensichtlich nicht zum Guten. Werner Fütterer
Kultur Erbe Aneignung
24.03.2023-26.03.2023
Bauhaus-Universität Weimar
Gestaltete Umwelt berührt nicht nur die Gegenwart. Sie ist stets eingebettet in die Zeit ihrer Entstehung, zeigt sich gewandelt oder erhalten, zukunftsträchtig oder als Zeugnis der Vergangenheit. Welche Bedeutung hat das baukulturelle Erbe die vor dem Hintergrund aktueller Positionen der kritischen Befragung, Neudeutung, Aneignung und Umnutzung machttheoretischer und gesellschaftskritischer Diskurse sowie lokaler Herausforderungen? Wir stellen Fragen zum materiellen Kulturerbe und unserer gestalteten, gebauten Umwelt mit den ortsspezifischen historischen, politischen und gesellschaftlichen Einschreibungen und suchen gemeinsam und interdisziplinär nach Antworten für die Zukunft. Weitere Infos
Pressemitteilung / Bonn. Mit U25 – Richtung: Junge Kulturinitiativen verschafft der Fonds Soziokultur jungen Menschen Gehör, schafft Raum für Entfaltung und kulturelles Engagement. Das Förderprogramm für Personen im Alter von 18 bis 25 Jahren ermöglicht auch 2023 neue soziokulturelle Initiativen in ganz Deutschland. Aus 85 eingereichten Anträgen hat das auch jung besetzte Kuratorium 15 Projekte aus acht Bundesländern von Schleswig-Holstein über Berlin bis Sachsen-Anhalt, von der Klein- bis zur Großstadt zur Förderung ausgewählt. Weitere Informationen
Kulturvereine stärken – Rahmenbedingungen verbessern. Kultur gehört zu den Engagementbereichen in Deutschland, in denen die meisten Engagierten tätig sind. Kulturelles Engagement findet in Kulturvereinen, -initiativen und -projekten statt. Daher ist es wichtig, das Ehrenamt zu stärken. Publikation der BkJ-Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung. Presseinformation · 31.01.2023 / Bund-Länder-Konferenz: Fachverbände der Kulturellen Bildung plädieren für verbindlichen Qualitätsrahmen im Ganztagsausbau und treiben Inklusion weiter voran. Die Chance auf eine echte Verbesserung der Bildungschancen von Kindern im Ganztagsausbau nicht zu verpassen, mahnten die Landesdachverbände der Kulturellen Bildung auf der diesjährigen Bund-Länder-Konferenz in Stuttgart an. Ebenso verständigten sich die Verbände über Strategien für mehr Inklusion in der Kulturellen Bildung. Weitere Infos/Stellungnahme
Mit "denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule" fördern die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und ihre Partner seit 2002 bundesweit schulische Projekte zu den Themen Kulturelles Erbe und Denkmalschutz. Ob im Unterricht, in Schul-AGs oder als Angebot im Ganztag, im Rahmen von "denkmal aktiv"-Projekten beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften und fachlichen Partnern intensiv mit einem Kulturdenkmal ihrer Region. Ab dem 6. März 2023 können sich interessierte Schulen mit einer Projektidee um eine Teilnahme an "denkmal aktiv" im Schuljahr 2023/24 bewerben. Bewerbungsschluss ist der 2. Mai 2023. Die Ausschreibungs- und Bewerbungsunterlagen stehen in diesem Zeitraum auf denkmal-aktiv.de zum Download bereit. Informieren Sie sich schon jetzt über die Teilnahmebedingungen: www.denkmal-aktiv.de/teilnahme