Wichtige Botschaft für die künstlerischen Schulfächer
Mit einer argumentativ starken Resolution positioniert sich der Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände glasklar für die künstlerischen Fächer. (An der Erstellung der Resolution hat auch Clemens Höxter, Referatsleiter Kulturelle Bildung im BDK mitgearbeitet.) Der Deutsche Kulturrat appelliert damit an die Kultusministerkonferenz, sich in den Ländern für den Unterricht in den künstlerischen Schulfächern stark zu machen. Deutlich macht die Resolution auch, dass ein Regelunterricht erforderlich ist: „…Angebote von Künstlerinnen und Künstlern und von weiteren externen Fachkräften bzw. von außerschulischen kulturellen Bildungseinrichtungen und Kulturinstitutionen bereichern den Unterricht oder das außerschulische Angebot. Sie sind aber kein Ersatz für den regulären Unterricht in Kunst, Musik und Theater.“ Der Deutsche Kulturrat fordert daher mit Nachdruck die Länder auf, für einen adäquaten Regelunterricht in Kunst, Musik und Theater Sorge zu tragen und hierfür ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer einzusetzen.
Der Deutsche Kulturrat fordert die Länder auf, ihrer Verantwortung für die künstlerischen Schulfächer gerecht zu werden. Dies ist dringend notwendig in einer Zeit, in der immer noch zu wenig Kunstunterricht stattfindet oder dieser „eingekürzt“ wird. Im Zuge dessen ist auch die Stärkung der akademischen und universitären Kunstpädagogikausbildung notwendig, da Tendenzen zu verkürzten Paralellausbildungen zunehmen. Ein unlängst erschienener Beitrag auf „Spiegel-Online“ verdeutlicht dies. In „Von Null auf Lehrer“ wird die Seiteinsteiger-Problematik aufgegriffen und eindringlich illustriert. Zwar wird nicht explizit das Fach Kunst in den Fokus gestellt, doch lassen sich Parallelen festmachen. So titelt der Beitrag: „Kein Lehramtsstudium – und trotzdem im Schuldienst: Nirgendwo wechseln so viele Quereinsteiger in den Lehrerjob wie in Berlin. Beteiligte berichten von rücksichtslosem Löcherstopfen.“
Eine Verlinkung dieses Artikels auf der BDK-Facebook-Seite hat eine kontrovers geführte Diskussion ausgelöst, die deutlich zweigt, wie schwer eine sachliche Argumentation bei diesem Thema ist. Engagierte KollegInnen, die schon lange per Seiteneinstieg in die Schule kamen fühlen sich angegriffen, andrere preisen den Vorteil der Erfahrung aus anderen Berufszweigen, die der Schule gut täten, manche sehen die Auflösung des Beamtentums und eine einheitliche Bezahlung als Allheilmittel an, auch die Ausbildung an den Hochschulen wird kritisiert. Argumente, die aus der jeweiligen Sicht stimmen mögen, doch führen sie trotzdem am Kern vorbei. Der BDK hat sich in einer Stellungnahme deutlich zur Problematik geäußert und klar gestellt, dass der Verband nicht engagierte Quereinsteiger angreift, sondern sich gegen ein System wehrt, dass den Seiteneinstieg und die Kurzausbildung als gängige Praxis ausbaut. Schon werden Hochschulen bundesweit angehalten, Seiteneinsteigerqualifikationen zu entwickeln.
„Flaute im Zeichensaal“ schon 2007 war der Mangel ein Thema. Zeichnung aus den Informationen des BDK SH von Birgit Joost
Die Argumente seitens der Bildungsministerien diese Aktionen mit mangelnden HochschulabsolventInnen und Fachkräftemangel zu begründen, greifen nicht so recht. So mag in ländlichen Regionen die Unterrichtsversorgung dramatisch erscheinen, das darf aber nicht dazu führen ein neues Schmalspur- Ausbildungssystem parallel zur Hochschulausbildung zu installieren. Lange Zeit war Kunst trotz vorhandener Lücken in der Versorgung nicht als Mangelfach ausgewiesen und selbst mit einer guten Note war oft keine Stelle zu bekommen. Am Beispiel Brandenburgs (s.Beitrag auf der Homepage) mit der Auflösung der Kunstpädagogikausbildung zeigt sich ebenso, wie der Versorgungsmangel entstehen kann.
Ein kostengünstiges ,Studium light“ erscheint nun attraktiver – die Frage nach der Qualität bleibt allerdings unbeantwortet.
Vielleicht wird es letztendlich so: „…Lücken könnten intelligente Computer schließen“ meint Rose Luckin, Professorin an der London’s Global University. … Zum Glück soll künstliche Intelligenz aber Lehrer nicht ersetzen, sondern nur unterstützen. („Digital Life Design“-Konferenz 2017 München)