Wie kommt Kultur in die Schule – und wie bleibt sie dort?
Künstlerische Bildung als Teil der kulturellen Bildung ist ein wichtiger Grundpfeiler unserer Gesellschaft und ein wichtiger Bestandteil ist somit auch der Kunstunterricht in unseren Schulen. Rudolf Preuss, Dozent für Kunstpädagogik an der technischen Universität Dortmund versteht die Schule als „Kraftwerk für kulturelle Bildung“ und sieht weiter die Möglichkeit, hier „auch Kinder aus bildungsfernen Schichten zu erreichen“ 1 Dieses Kraftwerk muss aber auch „befeuert“ werden, um Energien freizusetzen – aus der Schule heraus, aber auch in die Schule hinein. Dazu können kulturelle Angebote von außerhalb der Schulen das Potential an Bildungschancen für Schülerinnen und Schülern erweitern, wenn es denn um richtig verstandene Kooperationen geht und nicht um Lückenfüller für Ganztagsschulprogramme und um das Aquirieren billiger Lehrkräfte. Auch die Öffnung des Unterrichts zu externen Lernorten wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Dazu brauchen Lehrerinnen und Lehrer in Ausbildung, Fortbildung und im Alltagsgeschäft in der Schule Hilfen und Orientierung. Wie kommen Kunst und Kultur in die Schule und: wie bleiben sie dort, vor allem auch unter welchen Bedingungen? Was brauchen Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrer, damit sie kulturelle Bildung im Schulalltag auch in der Praxis realisieren und ihre Schüler dafür begeistern können? Wie sind sinnvolle Kooperationen und Partnerschaften möglich Welche Rahmenbedingungen müssen Politik, Kommunen, Ausbildungsinstitute Schulleitungen in diesem Zusammenhang schaffen.
Diese Fragen wurden auf dem fünften „Kinder zum Olymp“-Kongress in Dessauausgiebig erörtert. Dieser von der „Kulturstiftung der Länder“ initiierte Kongress führte Verteter aus vielen Bereichen der Politik, der Kommunen, und des kulturellen Lebens zusammen. Ein opulentes Programm in kulturhistorisch dichter Atmosphäre wurde 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Anhaltischen Landestheater, im Bauhauses, im Gartenreich Dessau-Wörlitz und an anderen Orten Dessaus geboten. Die Tagungsbeiträge, hochkarätig besetzt und durchaus kontorvers diskutiert ließen deutlich werden, dass zur Zeit ein enormer Hype um kulturelle Bildung entsteht, dass Länder und Kommunen deutlich steigernd in kultureller Bildung investieren. Allerdings ist zu wünschen, das die Initiativen nicht nur in Vorzeigeprojekten gipfeln, sondern auch die breite Masse der Schulen erreicht. Ein wesentlicher Punkt war auch die Erkenntnis, das kulturelle Bildung nur greifen kann, wenn sie nah an der Praxis operiert. Und das speziell auf Schule bezogen, den Kolleginnen und Kollegen die Rahmenbedingungen geboten werden müssen, um kulturelle Bildung in der Schule zu entwickeln.
Kulturelle Bildung in der Schule entwickelt sich häufig auch erst, wenn das Schulhaus verlassen wird, um am Ort und in der Umgebung der Schule die Stellen aufzuspüren, an denen man mit Schülerinnen und Schülern in der Öffentlichkeit Projekte entwickeln kann. Das kann die Umgestaltung des Ortsamtes, eine Ausstellung im öffentlichen Raum oder auch ein Projekt im Künstleratelier sein. Derartige Aktivitäten schaffen Aufmerksamkeit und Akzeptanz und führen auch in die Schule zurück.
Für Kunstpädagogen war in Dessau die Möglichkeit, den Stellenwert des Unterrichtsfaches Kunst und die Bedeutung für die kulturelle Bildung selbstbewusst in die Diskussion einzubringen. Es wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchaus gesehen, dass Kooperationen zwischen Kunstpädagogen und Künstlern fruchtbar und wichtig sein können und das Aktivitäten gebündelt werden müssen. Es wurde auch darauf hingewiesen dass „Lehrerersatzprogramme“ zu kurz gedacht sind und im Sinne einer effektiven kultureller Bildung nicht greifen.
Auf dem Kongress gesehen: Sybill Hecht (Sachsen-Anhalt), Stefan Neuhaus (Berlin) Reinhard Wantzke (Hessen), Werner Fütterer (Schleswig-Holstein).
1 aus: Jörg Grütjen/ Elfi Alfermann, Künstlerinnen und Künstler in die Schulen?, BDK-Mitteilungen 1/11