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KISS – KULTUR IN SCHULE UND STUDIUM

Beigetragen von redaktionbdk in Aktuelles 3 Min. Lesezeit 30. März 2011

Kunst und aktuelle Medienkultur in der Schule 3

2007-2011 führte der BDK e.V. in Kooperation mit der Siemens Stiftung und unterstützt durch die Robert Bosch Stiftung das Stipendienprogramm »kiss« durch. Jedes Jahr entwickelten Studierende der Kunstpädagogik in enger Zusammenarbeit mit renommierten Künstlerinnen und Künstlern Unterricht, den sie anschließend an einer Schule erprobten.
Im das Projekt abschließenden Durchgang 2010 arbeiteten die Stipendiaten mit Christoph Girardet, Jakob Kolding, Gerald Nestler, Susan Philipsz und Katarina Zdjelar zusammen.
Die dokumentierende Publikation ist nun erschienen.
Studierende der Kunstpädagogik treffen im Rahmen von »kiss« auf Künstlerinnen und Künstler in deren Ateliers, Wohnungen oder Ausstellungen. Sie begegnen ihnen auf Augenhöhe, denn sie wollen mit ihnen arbeiten. Nicht künstlerisch, sondern auf der Ebene der Vermittlung, der Initiierung von Bildungsprozessen.
Häufig ist diese erste Begegnung mit dem Künstler oder der Künstlerin ein besonderes Erlebnis, gerade für Studierende, die nicht an Kunsthochschulen studieren. Das Reisen in eine fremde Stadt, das Betreten unbekannter Viertel, Gespräche zwischen Umzugskartons oder in gut gesicherten Ateliers – auch in den Rahmenbedingungen der Künstlergespräche vermittelt sich den Stipendiaten bereits eine bestimmte Haltung, eine Sicht auf die Welt. Hier treffen unterschiedliche Sichtweisen aufeinander, es gibt jedoch bestimmte Schnittstellen. So haben die Stipendiaten ein Interesse an der Arbeit ›ihres‹ Künstlers und die Künstler Interesse an Vermittlungsformen.

Während der Treffen sprechen die Stipendiaten mit den Künstlern über deren Arbeiten und über mögliche Unterrichtsprozesse. Sie entwerfen in der Folge eine Unterrichtseinheit, die dezidiert die Arbeiten des jeweiligen Künstlers zum Gegenstand hat, sich an der jeweiligen künstlerischen Vorgehensweise orientiert oder auch die intensive Auseinandersetzung mit einer Arbeit als Impuls für das eigene Gestalten der Lernenden setzt. Die vertiefte Rezeption und Reflexion der künstlerischen Arbeit ist Voraussetzung für die Initiierung von Unterrichtsprozessen, in denen deutlich wird, dass oft bereits die Arbeiten dieser Künstlerinnen und Künstler selbst an der Vermittlung beteiligt sind und dass sie sich gegen einseitige Betrachtungsweisen sperren.
Die Ausarbeitung des Unterrichts erfolgt am heimatlichen Schreibtisch – in Abstimmung mit universitären Lehrenden, in Gesprächen in den »kiss«-Workshops, in Rücksprache mit den Künstlern und in Absprache mit Mentoren an der Schule.
In der Phase der Umsetzung beteiligt sich zuweilen der Künstler am Unterrichtsgeschehen, stattet der Klasse einen Besuch ab oder trifft die Schülerinnen und Schüler in einer Ausstellung. So hat zum Beispiel Gerald Nestler einen Tag bei und mit den Schülerinnen und Schülern in der Motorenhalle in Dresden verbracht. Er hat mit ihnen diskutiert, den Aufbau der Ausstellung beratend begleitet und eine eigene Arbeit ausgestellt. Immer jedoch agierte er als Experte und als kommentierender Gast, nicht als Lehrer.

Ziel von »kiss« ist die Auseinandersetzung mit aktueller Kunst im Unterricht. Ausgewählter aktueller Kunst wird hier ein Bildungspotenzial zugesprochen. Ihr wird unterstellt, dass ihre Methoden und Strategien Schülerinnen und Schülern neue Handlungsfelder eröffnen und ihnen ermöglichen, im Verlauf kommunikativer Arbeitsprozesse ihre individuellen Weltsichten in eigene gestaltete Produkte zu überführen. Dabei geht es weder um Nachahmung noch um Instrumentalisierung von Kunst, sondern um Kunst als Möglichkeitsraum, als Repertoire von Methoden, als Vorstellung von Welt.

Im Zuge von »kiss« probieren Studierende der Kunstpädagogik mit Schülerinnen und Schülern etwas aus. Sie praktizieren und haben dabei die Möglichkeit und vor allem den Raum, zu experimentieren. Sie bewegen sich nicht in festen (Lauf-)Bahnen, in gewohnten Mustern. Sie erproben Neuartiges, auch für sie selbst Neuartiges, zunächst ungewohnt Anmutendes.
Ähnlich arbeiten die Schüler. Ihr Interesse wird geweckt. Ihnen wird etwas zugemutet. Sie erobern sich allen Widrigkeiten zum Trotz Räume, dringen in Strukturen ein – sei es im Stadtraum oder im Netz – und verändern sie von innen heraus. So eignen sie sich Aspekte von Kultur an. Sie erlernen Handwerkszeug, entdecken Fähigkeiten und üben Fertigkeiten, von der Collage über die Montage von Videos zum Mixen von Klängen und Geräuschen. Und legen sich ein Repertoire an Methoden zu, an Ausdrucksweisen und Handlungsmöglichkeiten, orientiert an aktueller Kunst.

Nun gilt es, über »kiss« hinaus, den Prozess weiterzuverfolgen. Hierzu sind Kunstlehrende an den Schulen gefragt: Was bleibt? Welche Impulse sind anregend für die Praxis, an was lässt sich anknüpfen, was ist umsetzbar, welche Unterrichtsideen lassen sich in schulische Abläufe integrieren? Was muss abgewandelt, was kann weiterentwickelt werden?

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