Fachfremd unterrichten „häppchenweise“
Das fachfremde Unterrichten in der Grundschule ist
mittlerweile schon zu einem Standard geworden. Auch in der
Hochschulausbildung wird als flankierende Maßnahme curricular oder in
übergreifenden ästhetischen Lernbereichen darauf reagiert. Nun scheint
sich auch die weiterführende Schule auf das fachfremde Unterrichten im
Fach Kunst stärker einstellen zu müssen. Ein kürzlich entdecktes
Fortbildungsangebot im Fächerportal Schleswig-Holsteins wendet sich an
kunstinteressierte Lehrkräfte anderer Fächer. Es geht um einen
Zertifikatskurs „Kunst fachfremd unterrichten“.
Im Textauszug heißt es da: „Der Kurs […] wendet sich an Lehrkräfte
aller Schularten und Schulstufen, die das Fach Kunst unterrichten, ohne
eine fachspezifische Ausbildungsqualifikation zu besitzen. Der
Zertifikatskurs versetzt diese Lehrkräfte in die Lage, selbstständig und
verantwortlich Unterricht im Fach Kunst zu konzipieren und
durchzuführen. Kernbereich des Kurses ist die Sekundarstufe I, aber er
ist für alle Schularten offen. Der Kurs umfasst zwei Schulhalbjahre […].
Die Veranstaltungen werden in 5 jeweils anderthalbtägigen Modulen
donnerstags und freitags an Schulen stattfinden.“
Kunstpädagog(inn)en absolvieren in der Regel ein mehrjähriges Studium, das sie zu Experten für ein breit angelegtes Feld in allen Bereichen der Bildenden Kunst ausbilden soll. In den neuen Medien, in Design, Architektur, Landschafts- und Stadtplanung sowie in verwandten Disziplinen vermitteln sie essentielle kulturelle Einsichten und Haltungen. Durch die rezeptive und produktive Auseinandersetzung mit Kunstwerken und ästhetischen Alltagsphänomenen ermöglichen sie den Schülerinnen und Schülern den Erwerb von Kenntnissen über die Herkunft und Funktion der Bilder und befähigen zu Toleranz und Empathie im Dialog der Kulturen. Durch ihre Ausbildung und Erfahrung werden sie auch zu kompetenten und verlässlichen Partnern in der kulturellen Bildung. Das alles geschieht nicht so im Nebenher und schon gar nicht „häppchenweise“ Fortbildungsmodulen.
Neben den Entwicklungen von Kunst- und Kulturmasterangeboten, die deutlich Felder auch der Kunstpädagogik besetzen, Stoßwellen diverser kultureller Initiativen, die in die Schulen drängen, Entwicklung neuer Lernbereiche und Fächerverbünde mit Verdrängungspotential der künstlerischen Schulfächer, ist dieses Forbildungsangebot ein dubioses Highlight, ein „Bärendienst“ am Fach und zudem der Einstellung junger Kunstpädagog(inn)en in den Schuldienst nicht förderlich.