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Vorträge auf dem Kunstpädagogischen Tag 2017

Beigetragen von redaktionsl in Aktuelles 4 Min. Lesezeit 23. Januar 2017

Vorträge auf dem Kunstpädagogischen Tag 2017 am 17.03.17 an der HBKsaar

Matthias Winzen Witzige Bilder von Maschinen: Karikaturen der industriellen Revolution.

Maschinen, ob nun mit Dampfkraft betrieben oder digital gesteuert, helfen uns seit zwei Jahrhunderten. Damals begann das mechanische Werkzeug, sich in die viel leistungsstärkere, motorisierte, vergleichsweise selbständigere Maschine zu verwandeln, wie sie bis heute unseren Alltag prägt. Taschenrechner statt Kopfrechnen – was im Schulunterricht oder Büro eine momentane Erleichterung ist, führt als langfristige Gewohnheit zum Verlust der entsprechenden Fähigkeit. Immer entlasten Maschinen den Menschen, indem sie praktische Kompetenzen von ihm übernehmen, damals wie heute. Zugespitzt formuliert: Die Maschine entlastet, indem sie enteignet. Wenn sich die Maschine allzu selbständig macht, wird es gefährlich – oder lustig, wie die Technikkarikatur des 19. Jahrhunderts zeigt.

Wenn Neuigkeiten die Alltagswelt grundlegend verändern, sind die ersten spontanen Reaktionen später besonders aufschlussreich. Die Karikatur war das ideale Medium, um die Überraschung, die ungläubige Bewunderung, die Begeisterung und die Befürchtungen der Zeitgenossen auszudrücken. Als Kunst für das Aktuelle und für ein großes Publikum (und in auffälligem Unterschied zur „hohen“ Kunst der damaligen Zeit, der vergleichsweise wenig zur Maschine einfiel) begleitete die Karikatur den revolutionären Aufstieg der Maschine von Nahem.

Prof. Dr. Matthias Winzen vertritt das Lehrgebiet Kunstgeschichte und Kunsttheorie. Er studierte von 1982 bis 1987 Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Alfonso Hüppi, dessen Meisterschüler er wurde. Nach einem Studienaufenthalt in New York begann er 1988 an der Ruhr-Universität Bochum das Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Pädagogik. Für seine Arbeit als Kunstkritiker wurde Matthias Winzen 1994 mit dem Carl-Einstein-Preis für Kunstkritik der Kunststiftung Baden-Würtemberg ausgezeichnet. Ab 1995 war er als Projektleiter Bildende Kunst im Siemens Kulturprogramm tätig und kuratierte hier die Veranstaltungsreihen „Zuspiel“, „Damenwahl“ und „Deep Storage“. Nach seiner Promotion nahm Winzen ab 1998 Lehraufträge an den Kunstakademien München und Düsseldorf wie auch an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wahr, weiterhin eine Vertretungsprofessur an der Kunsthochschule Universität Kassel. Seit 1999 leitete er als Direktor die Staatliche Kunsthalle in Baden-Baden. Aktuell ist er Direktor des Museums LA 8. An der HBK verantwortet er u. a. die Masterstudiengänge Kuratieren und Museumspädagogik.

 

Ulrich Heinen Perspektive als Bildtheologie – Brunelleschi. Donatello. Masaccio.

Im Kunstunterricht erscheint die Fluchtpunktperspektive vor allem als Mittel zur objektivierenden Darstellung der sichtbaren Wirklichkeit. Die enge Verbindung ihrer Entdeckung um 1400 mit Bildtheologie und visueller Predigt wird dagegen kaum angesprochen. Der Vortrag stellt daher neuere kunst- und kulturhistorische Überlegungen zur Frühgeschichte der Fluchtpunktperspektive vor, die den Blick auf Produktion, Reflexion und Rezeption räumlichen Darstellens insgesamt betreffen.

Prof. Dr. Ulrich Heinen war Studienrat für Kunst und Chemie an Kölner Gymnasien, lehrt seit 2000 an der Bergischen Universität Wuppertal Gestaltungstechnik und Kunstgeschichte und trägt dort seit 2006 zentrale Verantwortung für die Lehrerbildung der Universität u.a. als Vorsitzender des universitätsweiten Gemeinsamen Studienausschusses und Vorstandsmitglied der School of Education. Er war Vorsitzender des Komitees des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Barockforschung der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel sowie Gastprofessor im DFG-Sonderforschungsbereich Helden – Heroisierung – Heroismen an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und ist assoziiertes Mitglied des DFG-Graduiertenkollegs Interkonfessionalität in der Frühen Neuzeit an der Universität Hamburg. Seit 2014 ist er Gründungssprecher der Arbeitsgruppe „Kunstgeschichte“ im BDK – Fachverband für Kunstpädagogik. Er forscht und publiziert zur Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit, historischen Kunstlehre, medialen Affektkommunikation sowie Designrhetorik und ist Mitherausgeber von IMAGO – Zeitschrift für Kunstpädagogik.

 

Rolf Niehoff Ein schülerorientierter Pfad in die Bild-/Kunstgeschichte

Mit meinem Beitrag möchte ich einen Weg vorstellen, wie in einer unübersichtlich gewordenen Bildkultur deren historische Gewordenheit verdeutlicht werden und wie das möglicherweise schülerorientiert erfolgen kann.

2003 formulierte der renommierte Bild- und Kunstwissenschaftler Horst Bredekamp, die Bild- bzw. Kunstgeschichte habe es inzwischen »mit Stoffmengen zu tun, die das Fassungsvermögen des Gedächtnisses bei weitem übersteigen«. – Mit dieser Feststellung Bredekamps ist das Problem miterfasst, das Modellen mit dem Anspruch anhaftet, eine geordnete Übersicht über die historische Entwicklung der Kunst vermitteln zu können. Eine solch uneinlösbare Vorstellung verbindet sich z.B. mit der traditionellen Stilgeschichte, die – auch im Kunstunterricht – immer noch zur Konstruktion kunsthistorischer Entwicklungen genutzt wird.

Die leitende kunstpädagogische Aufgabe in der Schule besteht darin, zwischen den Schülern, ihren Subjektivitäten, Identitäten, Lebens- und Erfahrungssphären, und den Gegenständen, Zusammenhängen und Prozessen der historischen und aktuellen Bildkultur zu vermitteln. Über die auf diese Weise in Gang gesetzten Lernprozesse können die Schüler eben auch bildgeschichtlich orientierte Kompetenzen erwerben. Für Lernarrangements, die entsprechend didaktisch bzw. fachdidaktisch orientiert sind, bietet es sich an, von Bildern aus der Wahrnehmungssphäre der Schüler auszugehen. Den Schülern eröffnet sich dadurch die Chance, einen differenzierten Einblick in die Geschichtlichkeit der sie umgebenden gegenwärtigen bildgeprägten Kultur zu gewinnen und damit auch die geschichtlich-kulturelle Determiniertheit ihrer eigenen Persönlichkeit verstehen zu lernen.

Rolf Niehoff, Studiendirektor a.D., studierte an der Kunstakademie Düsseldorf Freie Kunst, Kunstpädagogik und Kunstwissenschaft und war Meisterschüler bei Prof. Hoehme. 1975–1996 war er als Kunstpädagoge in Düsseldorf tätig, von 1978–2009 Fachleiter für Kunst am Studienseminar Krefeld und dort 1995–2009 Hauptseminarleiter. 2003–2015 war Rolf Niehoff Vorsitzender des BDK Fachverband für Kunstpädagogik Landesverband NRW. Es liegen von ihm zahlreiche kunstdidaktische Publikationen, u.a. zur Bildkompetenz, vor. Er ist Mitherausgeber des Periodikums Impulse.Kunstdidaktik.

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