„Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“ Der römische Schriftsteller und Philosoph Seneca (4 v. Chr. bis 65 n. Chr.) hatte schon früh erkannt, dass die Schule nicht unbedingt dazu geeignet ist, junge Menschen auf das Leben vorzubereiten. Heute scheint diese Erkenntnis besonders zu greifen, ja, verschärfend kann konstatiert werden, dass Schülerinnen und Schüler eher für bessere PISA-Werte lernen müssen. Der Widerstand gegen das Bildungsdiktat, das die OECD mit PISA ausübt, vernetzt sich zunehmend. Die Gesellschaft für Bildung und Wissen GBW hat einen offenen Brief an PISA-Chef Andreas Schleicher formuliert, der die verheerenden Folgen benennt, die notwendigen kritischen Fragen stellt und Vorschläge zur Besserung macht.
Nach der neuesten Sonderauswertung im internationalen PISA-Vergleich sind 15-Jährige in Deutschland mit dem Lösen von Alltagsproblemen überfordert. Im Test war kreatives „Um-die-Ecke-Denken“ gefordert. Abgesehen davon, dass die Bedienung eines Fahrkartenautomaten (Testbeispiel) auch andere Altersgruppen häufig überfordert, wäre hier vielleicht eine Forderung an verbessertes Display-Design und selbst erklärende Funktionalität anzuführen. Bemerkenswert ist aber auch, dass im Zusammenhang der Testergebnisse kein Wort über das Schulfach Kunst verloren wird, in dem ja die Fähigkeit des Querdenkens in vielen Bereichen entwickelt wird. Gerade der Kunstunterricht beschäftigt sich mit kreativen Problemstellungen, mit ungewohnten Sehweisen, mit dem Ausloten mehrerer Lösungswege, mit komplexen Gestaltungsfragen und wird doch in der vorherrschenden Sicht häufig als Begabungs-, Entlastung- und Dekorationsfach gesehen.
Das ist zu kurz gedacht und auf die Zukunft ausgerichtet fatal. Der Kunstunterricht in der Schule ist vielfältig und legt die Basis für das Verständnis von Bildkultur und grundlegende gestalterische Fähigkeiten, Schlüsselkompetenzen werden hier entwickelt. Professionell ausgeführter Kunstunterricht von gut ausgebildeten KunstpädagogInnen ist deshalb wichtig, Einschränkungen und Einsparungen im Bereich der ästhetischen Bildung sind nicht zu akzeptieren. Der BDK-Aktionstag am 21. Mai ist also mehr als notwendig, um dieses in der Öffentlichkeit deutlich zu machen. Ausführlich und treffend hat es auch Clemens Höxter vom BDK-Referat Kulturelle Bildung auf dem Portal „Kultur bildet“ formuliert.
Werner Fütterer