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bauhauspolitik. der neue mensch. 39. Ingelheimer Tagung. 27. – 29. Mai 2019, Ingelheim, Fridtjof-Nansen-Haus (39. Ingelheimer Tagung)

Beigetragen von redaktionnw in Aktuelles 3 Min. Lesezeit 26. Januar 2020

In Zusammenarbeit mit dem BDK Fachverband für Kunstpädagogik Rheinland-Pfalz und der Arbeitsgemeinschaft Kunstgeschichte in der Kunstpädagogik
im BDK Fachverband für Kunstpädagogik e.V.

Immer von Neuem muss der tief in die Gesellschaft und ihre Grundlagen hineinwirkende Anspruch des Bauhauses aus der oberflächlichen Adaption seiner Grundlehre, Produkte und Formen herausgearbeitet werden. Einhundert Jahre nach der Gründung des Bauhauses richtet die Tagung den Blick hierzu ganz auf dessen Einbindung in die sozial-, wirtschafts-, kultur- und bildungspolitische Umwälzung der Moderne.
Bis in die einzelnen Gestaltungsvorgaben prägte die Erwartung, der Gesellschaft gestaltend dienen zu dürfen, Lehre und Arbeit am Bauhaus. Diese demütige Selbstaufgabe, die von Studenten gelegentlich als „Gehirnwäsche“ erlebt und bezeichnet wurde, belohnte das Bauhaus mit einem besonderen ästhetischen und sozialen Genuss: dem gemeinsam erlebten Pathos der Nüchternheit. Den Bauhäuslern versprach man hierzu nicht mehr und nicht weniger als die Mitwirkung an der Herausbildung einer neuen Gesellschaft und des Neuen Menschen.
Um die Dringlichkeit der Transformation von Mensch und Gesellschaft zu unterstreichen, wurde die Gesellschaft dabei als Notgesellschaft vorgestellt. Die Verknappung der Ressourcen begründete die Forderung nach Übertragung der Prinzipien der Ökonomie auf Gestaltung und Selbstdisziplin. Hierin begründeten sich etwa auch die Enthistorisierung und die Typisierung in der Lehre und Gestaltung am Bauhaus. Die Gewissheit, ganz einer absoluten und totalen Moderne zu dienen, prägte die avantgardistische Radikalität im gesamten ästhetischen und politischen Diskurs am und ums Bauhaus.
Unter dem Anspruch kultureller Nachhaltigkeit als Teil einer Bildung für nachhaltige Entwicklung lebt diese Forderung nach einer Ökonomisierung der Gestaltung aktuell wieder auf. Auch um die Intentionen solcher Forderungen und ihre Wirkung auf Gesellschaft, Politik und Kultur begreifen und einordnen zu können, hilft es nach hundert Jahren neu ernst zu nehmen, was schon das Bauhaus vor allen Dingen war: Teil einer tiefgreifenden politischen Operation an der Gesellschaft und jedem einzelnen Menschen.
Im Spiegel der Bauhausdebatten bleiben auch Aporien der Politik greifbar, von denen noch heutige Kontroversen geprägt sind. Mitten im globalen Roll-Back unserer Tage begreift die Tagung das Ringen des Bauhauses um die Moderne als Menetekel des heutigen Ringens um Begründung und Zukunft von Politik und Gesellschaft.
Die Tagung richtet sich besonders an Kunstlehrerinnen und -lehrer, die ihr Unterrichtsfach in der aktuellen Diskussion um die gesellschaftliche und politische Verantwortung von Gestaltung und Bildung aus der Substanz des Faches heraus verorten.

Moderation und Leitung: Prof. Dr. Ulrich Heinen, Bergische Universität Wuppertal

Programm
Ankündigung und Programm finden sich zum download auch hier.Montag, 27. Mai 2019

15.00 – 15.15 Uhr
Joachim Kießling, Vorsitzender des BDK- Landesverbandes
Dr. Florian Pfeil, Direktor des Weiterbildungszentrums Ingelheim
Begrüßung

15.15 – 16.00 Uhr
Prof. Dr. Ulrich Heinen, Bergische Universität Wuppertal
Einleitende Anmerkungen zum Thema

16.00 Uhr    Pause

16.30 – 18.30 Uhr
Prof. em. Dr. Magdalena Droste, Brandenburgisch Technische Universi-tät Cottbus-Senftenberg
Bauhauspolitik ?

18.30 Uhr     Abendessen


Dienstag, 28. Mai 2019

9.00 – 10.30 Uhr
Prof. Dr. Eckhard Leuschner, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Oskar Schlemmers Menschenlehre und anthropologische Themen in der Kunst um 1930

10.30 Uhr     Pause

11.00 – 12.30 Uhr
Dr. Noemi Smolik, Universität zu Köln
Warum wollte niemand am Bauhaus mit dem Maler Malewitsch sprechen?

12.30 Uhr    Mittagessen

14.00 – 15.30 Uhr
Prof. Dr. Christian Spies, Universität zu Köln
Werk und Ware. Zum Verhältnis von Kunst und Industrie am Bauhaus

15.30 – 17.00 Uhr
Dr.-Ing. Thomas Schriefers, Köln
Bauhaus Ost-West. Von politischem Propagandawert und wirtschaftlichem Kalkül

19.30 Uhr    Abendessen

Mittwoch, 29. Mai 2019
 9.00 – 10.30 Uhr
Dr. Ursula Muscheler, Düsseldorf
Das rote Bauhaus

10.30 – 12.00 Uhr
Dr.-Ing. Thomas Schleper, Köln
Bauhaus im Westen. Gestaltung und Demokratie

12.00 – 12.30 Uhr    Plenum und Perspektivdiskussion
12.30 Uhr    Mittagessen und Seminarende

Teilnahmegebühr:
EUR 105,00 mit Übernachtung im Doppelzimmer, EZ-Zuschlag EUR 30,00
EUR 55,00 ohne Übernachtung
Fahrtkosten werden nicht erstattet
Der Teilnahmebeitrag wird gesplittet; 2/3 werden dem Seminar zugeordnet, 1/3 dient der institutionellen Kostendeckung.

Das Seminar ist unter der Nummer 19FNA00009 im Gesamtangebot des Pädagogi-schen Landesinstituts Rheinland-Pfalz (PL) enthalten, wird von der Hessischen Lehr-kräfteakademie nach § 65 Hessisches Lehrerbildungsgesetz akkreditiert und wird in der Fortbildungssuchmaschine des Ministeriums für Schule und Weiterbildung in NRW angeboten und kann in NRW von den Schulen aus den Fortbildungsbudgets finanziert werden.
Das Seminar ist allgemein zugänglich.

Fortbildungsreise
Im direkten Anschluss an die Tagung wird eine Fortbildungsreise zum Thema angebo-ten: „100 Jahre Bauhaus“, 29. Mai – 2. Juni 2019 (PL-Nr. 19FNA00023). Näheres unter:
https://www.wbz-ingelheim.de/fridtjof-nansen-akademie/programm/studienreisen/



Ralf Claus
Oberbürgermeister und Vorsitzender des Stiftungsrates des Weiterbildungs-zentrums Ingelheim
Dr. Florian Pfeil
Direktor des Weiterbildungszentrums Ingelheim
Joachim Kießling
Landesvorsitzender des BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik
Prof. Dr. Ulrich Heinen
Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Kunstgeschichte in der Kunstpädagogik
im BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik

Bildnachweis

Fritz Ertl (Entwurf): Baracke in Auschwitz (Foto: Marco Limberg: Form folgt Funktion: Baracke in Auschwitz),
aus: Michael Wuliger: Bauhaussiedlung Auschwitz. Wie die Moderne im KZ-Bau zum Einsatz kam, in: Jüdische
Allgemeine, 23. Juli 2012.

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