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Zwischen Deko und Diskurs. Kunst für Oligarchen vs. Kunst für Kuratoren? 7. – 9. Mai 2018, Ingelheim, Fridtjof-Nansen-Haus (38. Ingelheimer Tagung)

Beigetragen von redaktionnw in Aktuelles 5 Min. Lesezeit 26. Januar 2020

in Zusammenarbeit mit dem BDK Fachverband für Kunstpädagogik Rheinland-Pfalz und der
Arbeitsgemeinschaft Kunstgeschichte in der Kunstpädagogik im BDK Fachverband für Kunstpädagogik e.V.

Die Tagung greift Titel und Fragestellung eines Textes von Wolfgang Ullrich auf, der im Juli dieses Jahres im „perlentaucher“ erschien und weite Resonanz fand.
Der Streit um eine überschuldete documenta 14 in zwei Städten, eine von Staaten und Firmen aufwendig finanzierte Biennale Venedig, und schließlich eine Kunstmesse Basel, die mit internationalem Staraufgebot an Künstlern und hyperpotenten Käufern Kassel längst den Ruf der „wichtigsten Weltkunstausstellung“ streitig macht – ist es richtig, dass sich da, wie Wolfgang Ullrich es formuliert, ein Schisma in der zeitgenössischen Kunst vollzieht ? Zwischen Werken für den Markt der Superreichen und Werken für Kuratoren, die das „Distinktionsbedürfnis der Diskurseliten“ befriedigen? Stehen wir vor einer Absage an die gesellschaftliche Funktion der Kunst auf der einen und die Beförderung einer politisierten, theorielastigen Kunst auf der anderen Seite?
Im Kunstmarktteil des Handelsblatts konstatierte Christian Herchenröder: “Kunsthistorische Weihen spielen angesichts dieser Marktpositionen nur eine Nebenrolle. War es früher umgekehrt, so entscheiden heute die Publizität eines Künstlers und die Intensität seiner Vermarktung über seine Museumskarriere und den globalen Ausstellungsbetrieb. Der Markt hat sich verselbstständigt, Sammler und Investoren prägen das Geschehen. Die Museen hinken teuer nach.“ (25.-27. 8.2017)
Ist dies eine grundlegende Krise der Kunst, und wie sieht in ihr die Rolle der Künstler, der Kuratoren, der Sammler, der Museen, der Kunstvereine und des Kunstpublikums aus? Wie steht es um die ethischen und moralischen Grundlagen der Kunst, um die Kunstkritik, um die Kunstgeschichte in dieser Zeit? Wie steht es um politisches Engagement und gesellschaftliche Verantwortung der Künstler?
Fragestellungen dies, die 2014 in der Ingelheimer Tagung schon angerissen wurden. Heute indes ist die Situation verschärft aufgebrochen. Zwischen einer documenta, die „kaum Kunst im kunsthistorischen Sinn“ zeigt, und einer Biennale Venedig, in der Galerien, Sammler, Sponsoren, Länderkommissare, Länderkommissionen an Entscheidungen und Finanzierungen beteiligt sind, gibt es kaum Berührungspunkte. Und im internationalen Handel mit Kunst werden für Werke, die „oft von anspruchsbefreiter Dekoration nicht mehr zu unterscheiden sind“ (beide Zitate Sabine B. Vogel, Die Presse, Wien, 8.7.2017) Spitzenpreise platziert. Von Käufern, die hier ein neues Anlagegebiet und Feld für schnelle Spekulationen entdeckt haben.
In der diesjährigen Ingelheimer Tagung soll diesen Fragen pointiert nachgegangen werden.

Moderation und Leitung: Ulrich Krempel, Hannover und Ulrich Heinen, Wuppertal

Programm

Montag, 7. Mai 2018

15.00               Joachim Kießling, Vorsitzender des BDK-Landesverbandes
                        Dr. Florian Pfeil, Direktor des Weiterbildungszentrums Ingelheim
                        Begrüßung

15.15               Prof. Dr. Ulrich Krempel, HBK Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und
                        Prof. Dr. Ulrich Heinen, Bergische Universität Wuppertal
                        Einleitende Anmerkungen zum Thema

16.00               Pause

16.30              Prof. Dr. Wolfgang Ullrich, Leipzig
Neues vom Schisma. Über Kunst, die keine mehr ist

18.30               Abendessen

Dienstag, 8.. Mai 2018

9.00                 Dr. h.c. Andreas Mertin, Hagen
Schismatrix. Notizen zur Wiederkehr des ethischen Regiments in der Kunst

10.30               Pause

11.00               Prof. Dr. Anne Marie Bonnet, Kunsthistorisches Institut Bonn
Kunst Macht Markt, macht Markt Kunst?

12.30               Mittagessen

14.00               Annette Kulenkampff, Kassel (ehem. Geschäftsführerin der documenta 14 und Museum Fridericianum-gGmbH)
Kassel und Athen. Der Spagat zwischen Politik und Kunst

15.30               Prof. Dr. Annette Tietenberg, Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig
Das kollektive politische Subjekt. Kuratorische Konzepte der documenta 14

19.30               Abendessen

Mittwoch, 9. Mai 2018

9.00                            Prof. Dr. Ulrich Krempel, HBK Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
„Die Kunst ist in Gefahr.“ Der Abschied von der gesellschaftlichen Funktion der Kunst, Künstler als „Banknotenfabrik und Aktienmaschine“ (George Grosz)?

10.30               Yasser Almaamoun, Zentrum für Politische Schönheit (ZPS), Berlin
Aktionskunst in den Augen des ZPS

12.00               Plenum und Perspektivdiskussion

12.30              Mittagessen

 Leitung                      Prof. Dr. Ulrich Krempel, HBK Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
                                    Prof. Dr. Ulrich Heinen, Bergische Universität Wuppertal

Seminarbeginn         7. Mai 2018 um 14.30 Uhr mit Kaffee

Teilnehmergebühr   105,00 € mit Übernachtung im Doppelzimmer, EZ-Zuschlag 30,00 €, 55,00 € ohne Übernachtung, Fahrtkosten werden nicht erstattet. Der Teilnahmebeitrag wird gesplittet: 2/3 werden dem Seminar zugeordnet, 1/3 dient der institutionellen Kostendeckung.

Das Seminar ist im Gesamtangebot des Pädagogischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz (PL) enthalten, als Maßnahme der Lehrerfortbildung beim Amt für Lehrerbildung (AfL) im Landesschulamt Hessen akkreditiert, wird in der Fortbildungssuchmaschine des Ministeriums für Schule und Weiterbildung in NRW angeboten und die Teilnahme kann in NRW aus den Fortbildungsbudgets der Schulen finanziert werden.

Anmeldung und weitere Informationen finden sich hier: https://www.wbz-ingelheim.de/fridtjof-nansen-akademie/programm/multiplikatoren/

Das Seminar ist allgemein zugänglich.
 

Ralf Claus
Oberbürgermeister und Vorsitzender des Stiftungsrates des Weiterbildungs-zentrums Ingelheim
Dr. Florian Pfeil
Direktor des Weiterbildungszentrums Ingelheim
Joachim Kießling
Landesvorsitzender des BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik
Prof. Dr. Ulrich Heinen
Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Kunstgeschichte in der Kunstpädagogik
im BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik

Bild: Olaf Kosinsky (Fotograf): Documenta 14 in Kassel: Hiwa K, 7. Juni 2017 (Quelle: kosinsky.eu, Lizenz: CC BYSA
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