Workshop mit Leila Raabe und Wibke Joswig
3. Juni 2023, 11-14:30 h, Alte Nationalgalerie und Haus Bastian
In diesem Workshop werden wir uns nach einem kurzen theoretischen Input etwa anderthalb Stunden auf unterschiedliche Art und Weise mit Werken der sogenannten Orientmalerei in der Alten Nationalgalerie auseinandersetzen. Folgende Frage bildet dabei das Zentrum unserer praktischen Arbeit im Museum: Wie können wir uns mit orientalistisch bezeichneten Werken
im Schul- oder Ausstellungskontext befassen, ohne in der Vermittlungspraxis orientalistische Begrifflichkeiten und Deutungsmuster aus einer okzidentalen Verhaltensroutine zu wiederholen oder zu konstituieren?
Anschließend gehen wir in das Haus Bastian, um uns dort unsere Ideen, Entwürfe und Ergebnisse vorzustellen und darüber zu diskutieren. Ziel des Workshops ist es, verschiedene Inhalte und Methoden einer differenzreflexiven Vermittlungspraxis von Darstellungen des ‚Orients‘ in Werken der Alten Nationalgalerie für verschiedene Vermittlungskontexte zu erarbeiten, welche explizit auch für Workshop-Teilnehmer*innen und Vermittler*innen aus ‚orientalischen‘ und ‚okzidentalen‘ Gesellschaften
plausibel ist.
*Bild: Osman Hamdi Bey: Der Wunderbrunnen (Ausschnitte), 1904
Kurzbiografien:
Leila Raabe alias „Edda“
Die Künstlerin, Dozentin und Kunstvermittlerin Leila Raabe alias „Edda“ verwendet in ihren Gemälden, Skulpturen und Installationen Pigmente und Stoffe des täglichen Gebrauchs. Diese Arbeiten sind somit nicht nur visuell und haptisch wahrnehmbar, sondern auch olfaktorisch. In einer Welt voller Bilder zeichnet sich Eddas Kunst durch ihre Greifbarkeit und
die individuelle physische Wahrnehmung des*der Betrachters*Betrachterin aus. Die Substanz der Materialien rückt in den Mittelpunkt ihrer künstlerischen Position. So wird jede Echtheit der Gewürze, Salze oder Sand als reines Material dargestellt. Die traditionelle Verwendung herkömmlicher Malmaterialien reicht für ihre Darstellungen nicht aus. Sie muss in der Lage sein, den*die Betrachter*in zu erreichen, die Details der pulverförmigen Oberflächen, die groben Oberflächenstrukturen und die Variation der Farben aus nächster Nähe zu beobachten, um vor den ausgearbeiteten szenischen Effekten der Gemälde wahrnehmen zu können. Oft sammelt sie die Materialien selbst – vor Ort – in verschiedenen Teilen der Welt. Ihr Fachwissen und die Verwendung dieser speziellen Materialien verbinden auch ihr Erbe mit ihrer künstlerischen Vision. Geboren in Casablanca, Marokko und in Deutschland ausgebildet (Edda ist Meisterschülerin der Universität der Künste Berlin), übersetzt sie den sensorischen Reichtum der Basare mit der monochromen Schönheit der Wüsten oder des Ozeans. Auf diese Weise kombiniert ihre Kunst modernen Minimalismus mit einzigartiger sensorischer Opulenz, die Gelassenheit und eine unverwechselbar natürliche Ästhetik ausstrahlt. Neben diesen kulturellen Einflüssen, interessiert sich die Künstlerin auch für Geschichten (Master of Education, FU Berlin). Ihre Arbeiten sollen für den*die Betrachter*in narrativ sein, ihm*ihr etwas erzählen, nicht nur auf die Wahrnehmung und die Sinne einwirken. Zudem arbeitet Edda konzeptuell. Hinter jedem Werk steckt ein Plan, ein Konzept, eine Idee, die zum Gegenstand wurde. Dennoch sind beispielsweise ihre Gemälde oder ihre Installationen abstrakt, aber genau hier liegt die Herausforderung für den*die Betrachter*in, denn die Farb- und Gegenstandsexperimente sind zunächst nicht als konkrete Formen zu erkennen. Erst, wenn alles zusammenkommt, der Kontext und die Idee, die nur zusammen mit der Sinneswahrnehmung des*der Betrachters*Betrachterin wirken können, führt das letztendlich zur Geschichte. Ihre Fotografien und Videos hingegen sind vielleicht leichter zugänglich, da sie greifbarer wirken. Sie selbst bezeichnet ihre Arbeit, ihren Prozess, als bilingual, also zwei verschiedene Sprachen, die in dem Werk ineinander verschmelzen, oder im engeren Sinne zwei verschiedene Kulturen, die unterschwellig in ihren Werken immer mitschwingen.
Dr. Wibke Joswig
Wibke Joswig promovierte mit einer repräsentationskritischen Arbeit zu frühorientalistischen Bildern in der venezianischen Malerei im Fach Kunstgeschichte. Nach ihrem Studium lehrte und forschte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin u. A. zu anglo-osmanischen Kulturbegegnungen, Orientalismen sowie zur Inszenierung ikonischer Frauenfiguren in Kunst, Literatur und Populärkultur und arbeitete als freie Kulturvermittlerin in Berlin, Istanbul, Rom und Venedig. Durch ihre langjährige Tätigkeit in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik wuchs ihr Interesse an differenzreflexiver Kunstvermittlung im Kontext
interinstitutioneller Kooperationen. Derzeit arbeitet sie an einem Buchprojekt zu differenzreflexiven Vermittlungsformaten zwischen Schule, Museum und Universität. Sie ist Lehrkraft und Fachleiterin für das Fach Kunst.
Samstag, den 3. Juni 2023
Treffpunkt ab 10.45 h vor der Alten Nationalgalerie, Bodestraße 1-3, 10178 Berlin
11 Uhr Start des Workshops / 12:30 Uhr Wechsel zu Haus Bastian
Anmeldung bitte bei berlin@bdk-online.info.