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Perspektiven im Plural! Kunstunterricht als (T)Raum für Demokratiebildung. KPT Berlin 2025

Beigetragen von nlueth in Aktuelles 7 Min. Lesezeit 12. Oktober 2025

Einladung zu „Perspektiven im Plural!“ – Kunstpädagogischer Fachtag Berlin 2025, 28.11.

Abb. Jahreswechsel, 2025. Fotografie: Nanna Lüth.

Datum: Freitag, 28. November 2025, 9 – 17 h

Ort: Haus Bastian – Zentrum für kulturelle Bildung*, Am Kupfergraben 10, 10117 Berlin

Veranstalter: Landesverband Berlin des BdK e.V. – Fachverband für Kunstpädagogik

Konzept: Beate Klein, Nanna Lüth, Antje Winkler, Silke Wittig

Wie können Kunstlehrkräfte den komplexen Lagen in heterogenen Lehr-Lern-Settings mutig begegnen? Der Kunstpädagogische Tag öffnet Räume des Austausches, des spielerischen Handelns und lädt nach einem theoretischen Input in parallelen Workshops mit Künstler*innen und Kulturschaffenden dazu ein, Ansätze zur künstlerischen Demokratiebildung und Akzeptanz von Vielfalt im Unterricht zu erproben, zu reflektieren und im kollegialen Dialog weiter zu entwickeln. 

Programm (Stand 10.10.25)

9:00–9:30 Ankommen und Anmeldung

9:30–10:30 Begrüßung und inhaltlicher Einstieg

10:30–11:00 Vorstellung der Workshops

11:00–12:30 Workshop-Phase 1

12:30–13:30 Mittagspause

13:30–15:00 Workshop-Phase 2

15:00–15:30 Präsentation/Rundgang

15:30–17:00 World Café (Einblick in Workshops, Vernetzung, Abschluss)

Beschreibungen der Programmpunkte:

9:45 Uhr Inhaltlicher Einstieg mit Ursula Jenni, UdK Berlin: Möglichkeitsräume für diverse Erfahrungshorizonte – 

Projekte Kultureller Bildung bekunden oft das Anliegen, Personen aus einem familiären Umfeld mit wenig ökonomischem und kulturellem Kapital zur Partizipation an Kunst und Kultur einzuladen und so Teilhabegerechtigkeit zu etablieren. Dabei bleibt die soziale Positionierung der leitenden Personen meist unbenannt und unsichtbar. Es stellt sich die Frage, inwiefern beispielweise eine klassismus-sensible Vermittlungsarbeit darauf angewiesen ist, einen praktischen Sinn für die Positionierung aller Beteiligten zu entwickeln und zu kultivieren. Wie kann künstlerische Vermittlung zu einem transformativen Lernen aller Beteiligten beitragen? Welches Potenzial hat sie in ein verbündetes Handeln gegen Diskriminierung zu münden? 

Privilegien versperren die Möglichkeit, andere Horizonte zu erspüren. (María do Mar Castro Varela)

Ursula Jenni ist Lehrkraft für besondere Aufgaben in der Didaktik im Lehramt Theater/Darstellendes Spiel an der UdK Berlin. Im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit hat sie 2023 das Programm Didaktischer Schwerpunkt critical diversity im Fach Theater/ Darstellendes Spiel initiiert. Mit einem Team studentischer Mitarbeiter*innen entwickelte sie Workshops zu queerfeministischer Figurenarbeit und zu Perspektiven von Klassismus in der Theatervermittlung. Ursula Jenni ist Mediatorin und Trainerin für Social Justice und Diversity und beschäftigt sich seit ihrem Studium mit Fragen zu Anerkennungs- und Teilhabegerechtigkeit aus klassismuskritischer Perspektive.

Jeweils 11:00–12:30 Uhr und 13:30–15:00 Uhr, d.h. 3-stündige Workshops (mit Mittagspause ab 12:30 Uhr)

Workshop 1 mit Ursula Jenni

Ein statt-Spaziergang durch Berlin-Mitte

Was passiert, wenn die Entspanntheit des Flanierens auf diverse Lebenserfahrung trifft? 

Das Format statt-Spaziergang lädt ein, städtische Umgebung, historische Spuren, die Wahrnehmung von Architektur und Atmosphäre als Ausgangspunkt für einen biographisch fundierten Dialog zu Themen wie Lohn und Verdienst, Arbeit und Widerstand, Bildung und Titel zu nehmen und sich so mit Differenzen, Dissonanzen und Verbindungen zu beschäftigen. Es eröffnet Räume zur Wahrnehmung entlang der häufig unsichtbaren Differenzlinie von class: Ein Stadtplan schlägt die Route vor, ein Fragenkatalog gibt Orientierungspunkte für den Austausch und was ihr von eurem Gespräch teilen mögt, zeigen eure persönlichen Berlin-Mitte-Postkarte.

Bitte allwetter-taugliche Kleidung mitbringen. Der Workshop findet in Teilen draußen statt.

Kurzbiografie Ursula Jenni s.o. 

Workshop 2 mit Siska, https://siska.info

Im Prozess des Erinnerns.  Ästhetische Forschung als Unterrichtspraxis

Wie kann Kunstunterricht zu einem Raum werden, in dem Schüler:innen nicht nur lernen, sondern auch ihre eigenen Geschichten erzählen, sich erinnern und sichtbar werden? Ausgehend vom Projekt „Alternatives Denkmal für Schöneberg” zeigt dieser Workshop eine künstlerisch-pädagogische Praxis, die kollektive Prozesse, Migrationserfahrungen und ästhetische Forschung verbindet. Die Workshop-Teilnehmer:innen erleben selbst, wie sich künstlerische Demokratiebildung in heterogenen Gruppen entfalten kann, und erproben Methoden der gemeinsamen Arbeit mit Sound, Bewegung und digitalen Medien. Der Workshop bietet Raum für praktisches Tun, Nachdenken über künstlerische Vermittlung und die Frage, wie sich Vielfalt im Unterricht nicht nur abbilden, sondern aktiv gestalten lässt.

Schulkooperation Alternatives Denkmal für Schöneberg.

Workshop 3 mit Julia Schneider/Doc J Snyder und Antje Winkler

Comic und KI in schwierigen Zeiten

Im Workshop Comic und KI zeigt Doc J Snyder anhand ihrer Comic-Essays – etwa A Pigeon’s Tale, Seegurke sucht Seegraswiese, oder ganz frisch #KeinDürer – wie sich komplexe Fragestellungen zu Künstlicher Intelligenz, Automatisierung und gesellschaftlicher Verantwortung visuell und erzählerisch aufbereiten lassen. Ausgehend von einer künstlerischen Einstimmung und Pecha-Kucha-Präsentation und einer Comiclesung zu Kunst und KI wird das Workshopthema visuell eröffnet. Daran anschließend steht ein künstlerisch-reflexiver Zugang im Zentrum, der über reine Anwendungslogik hinausgeht und neue Perspektiven im Bildungsbereich – insbesondere im künstlerischen Klassenzimmer – auf Comics und KI in schwierigen Zeiten eröffnet. Die Teilnehmenden skizzieren zunächst mithilfe der Six-Panel-Methode einen kurzen Comic Essay und erweitern diese in experimentellen Prozessen zu performativ-räumlichen Übersetzungen – im Zusammenspiel mit verschiedenen Materialien und künstlerischen Ausdrucksformen wie Nähen, Collage, Klangübertragung oder Arbeit mit Stoffen. Im Anschluss daran findet ein kunstpädagogisch-kunstdidaktischer Austausch statt.

Kurzbiografien:

Julia Schneider (Dr. rer. pol) aka Doc J Snyder ist promovierte Ökonomin und arbeitet als Comic-Essayistin an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft. In ihren handgeschneiderten Comic-Essays beschäftigt sie sich mit Themen wie Künstliche Intelligenz, nachhaltiger Digitalisierung, feministischer Ökonomie und Arbeitswelten der Zukunft. Ihre Arbeiten wurden u. a. im Futurium, Deutschen Museum und ZKM ausgestellt und sind Teil von Bildungsprogrammen und Wissenschaftskommunikation. Derzeit arbeitet sie an mehreren Projekten im Bereich Artistic Research und forschungsbasierter Comic-Produktion, darunter »Proof of Work« (zur Diversität auf dem Arbeitsmarkt, Release November 2025) und »AI 2027« (zur Zukunft der Künstlichen Intelligenz). 

Antje Winkler (Dr. phil.), ist Vertretungsprofessorin an der BTU Cottbus-Senftenberg und akademische Mitarbeiterin an der Universität Potsdam. Sie lehrt Kunstpädagogik und -didaktik mit Schwerpunkt Diskriminierungs- und Machtkritik und forscht zu Erinnerungskultur in der BRD sowie zu künstlerisch-edukativen Strategien im Kontext Digitalisierung. Seit 2021 ist sie im Vorstand des Berliner BdK e.V., Verband für Kunstpädagogik. Jüngste Veröffentlichungen: »Unmask the Black Box. Ein Podcast zum kritischen Umgang mit KI im postdigitalen Klassenzimmer« (BMBF gefördert) und der im kopaed Verlag erschienene Sammelband »Kunst Jetzt Bildung Now. Arts transform Society«.

Workshop 4 mit Sonya Schönberger und Silke Wittig

Plant Stories 

Welche Topfpflanzen kultivieren wir in unseren Wohnungen, Schul- und Unterrichtsräumen? Welche Bedeutungen, Gesten und Rituale haben sich – auch unbewusst – in unserem Alltag in Bezug auf die Pflanzen verfestigt? Wie sehen wir sie und wie spielen sie in unserer Wahrnehmung eine Rolle? Der Workshop Plant Stories mit der Künstlerin Sonya Schönberger setzt sich über die individuelle Erzählung und Erinnerung mit den globalen und gesellschaftspolitischen Aspekten von Zimmerpflanzen auseinander: Aspekte der Entwicklung von Geschmack, Status und Symbolik für bestimmte Pflanzen werden besprochen und durch historische Kontextualisierung neue Perspektiven auf gegenwärtige Phänomene eröffnet. Anhand einer eigens mitgebrachten Pflanze erproben die Teilnehmenden, ausgehend von subjektiven Zugängen, gemeinsam künstlerische Forschung, die anschließend aus kunstpädagogischer Perspektive reflektiert wird.

Kurzbiografien:

Sonya Schönberger beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Praxis in unterschiedlichen Medien mit biografischen Brüchen vor dem Hintergrund politischer oder sozialer Umwälzungen, Flucht, displacement und Vertreibung im Kontext globaler Machtgefüge. Mit künstlerisch forschenden Zugängen setzt sie sich mit Aspekten der Materialität, Medialität sowie Spuren historischer Verstrickungen von Dingen und Artefakten aus Archiven und Sammlungen auseinander. Ihre Arbeiten wurden vielfach in Berlin und international ausgestellt.

Silke Wittig forscht und lehrt als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kunstpädagogik | Didaktik der Kunst an der Universität Duisburg-Essen zu Dimensionen des Kuratorischen in kunstpädagogischen Bildungsprozessen und kritischen Vermittlungsdiskursen. Zuvor hat sie nach einem Q-Master-Studium das Referendariat im Großfach Kunst an einem Berliner Gymnasium absolviert und war als Kuratorin und Kunstvermittlerin an verschiedenen Institutionen tätig, u.a. n.b.k. Berlin; documenta 14, Athen; Goethe-Institut Athen und Bukarest; CBC Loja, Tetovo.

Workshop 5 mit Patricia Vester

Kunst- und Kulturvermittlung diskriminierungssensibel gedacht

Was braucht Kunst- und Kulturvermittlung heute? Wo findet wessen Perspektive Raum? Was kann ich tun, um für ein vielfältiges Klassenzimmer offen und fair zu sein? Wie können wir Verbindungen zu kolonialen Kontexten lesen lernen und einen Umgang damit finden? Was beinhaltet diskriminierungssensible Sprache? Geht DEKONSTRUKTION von kritischen Aspekten mit Schüler*innen und spielerisch? 

Anhand von Fallbeispielen aus Schule, Uni und Museum betrachten wir gemeinsam aktuelle Herausforderungen und Positionierungsmöglichkeiten, teilen Links, Tipps & Tools und gehen in die Anwendung, indem wir unsere bisherige Arbeit / unseren Alltag bewusst kritisch reflektieren. (Gern können eigene Themen mitgebracht werden.)

Kurzbiografie:

Patricia Vester ist Museumsberaterin zu kolonialen Kontexten, Entwicklerin rassismuskritischer Kunst- und Kulturvermittlung und Interventionsgestalterin. Sie ist Autorin u.a. für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und aktuell in Residenz für das Brandenburg Museum für Zukunft, Gegenwart und Geschichte für ein Vermittlungsformat zu kolonialen Kontexten im Museum. Sie gestaltet Schulworkshops, Panel und Teamcoachings für diskriminierungssensible Sprache. Siehe auch: @patricia.vester.illustrations, critical-curators-hub.de, #mutzurzukunft, #decolonizeyourmind

Anmeldungen bitte an fortbildung-berlin@bdk-online.info bis spätestens 23. November unter Angabe von drei Workshopprioritäten (also: ich möchte teilnehmen an 1. WS-Titel, 2. WS-Titel, 3. WS-Titel). Wir bemühen uns, die Wünsche bei der Vergabe der Workshopplätze weitgehend zu berücksichtigen.

Auch die parallele Anmeldung über die BliQ-Plattform mit automatisierter Fortbildungsbescheinigung ist für Berliner Lehrer*innen möglich. 

https://fortbildungen.berlin/training/128738

Für Interessierte, die bisher kein BdK-Mitglied sind: Wir freuen uns über die Verstärkung des Landesverbands!

https://bdk-online.info/be-de/mitglied-werden


* Haus Bastian ist vollständig rollstuhlgeeignet.

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