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Schule Online – Krise für die Kunst?

Beigetragen von redaktionbdk in Aktuelles 5 Min. Lesezeit 14. Juni 2020

Kunstpraxis in der Krise – manches lässt sich nicht online machen.

Findet Kunstunterricht statt oder konzentriert man sich auf die Kernfächer? – Eine durchaus angebrachte Frage im Kontext von Online-Lehre und Homeschooling. Sicher sind die Bedingungen nicht nur von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, sondern auch die Situationen in den Schulen – auch die Ideen der Kunstlehrer*innen mit der neuen Situation umzugehen, werden sich unterscheiden. Hört man sich im Kolleg*innenkreis um, wird aber schon deutlich, dass in der Online-Lehre und den wenigen verbleibenden Präsenz-Stunden eher die Kernfächer bedient werden. 
Eine Kollegin berichtete, dass Online-Angebote in Kunst dann von den Schüler*innen auch eher spärlich oder gar nicht bearbeitet werden. Positiv sei aber auch festzustellen, dass die Aufgaben mit mehr Muße zuhause besser bearbeitet werden können, als in den normalen Unterrichtszeiten – zumindest bei denjenigen, die Lust am Fach haben.
Einen geringeren Stellenwert des Schulfaches Kunst im Vergleich zu den Kernfächern anzuführen und zu kritisieren ist hier vielleicht zu kurz gegriffen. Es ist nachzuvollziehen, dass Kunst, Musik, Theater und auch Sport besonders in der Corona-Krise betroffen sind. Diese Fächer leben sehr vom persönlichen Kontakt und Austausch. Der Mensch lernt auch als soziales Wesen – ein interessanter Artikel vom Flensburger Lernforscher Jürgen Budde untermauert dies.
Natürlich sind theoretische Lerninhalte in Online-Lehre durchzuführen, Aufgaben mit Spezifizierung auf digitale Medien ebenso, soweit die technischen Bedingungen und das Know-How auf Seiten von Schüler*innen oder auch Studierenden gegeben sind. Wie sich ja herausstellt, sind die Digitalpakt-Aktivitäten in den Schulen von der Pandemie total überrollt worden. Nicht nur deshalb sind viele Unterrichtsinhalte eben nur schwer online zu vermitteln – und Online-Tutorien sind eben auch nicht der Weisheit letzter Schluss sondern lediglich Hilfsmittel.
Kunst und Kunstunterricht leben von der sinnlichen Erfahrung und auch vom direkten Austausch. Natürlich hat auch das Digitale eine Sinnlichkeit – aber eben eine andere, eine virtuelle. Sinnliche Erfahrungsprozesse pendeln heute zwischen analoger und digital hergestellter Kultur, […] (Rudolf Preuss). Das ist unbestritten, aber hier geht es in erster Linie um die Online-Lehre als Ersatz von Präsenzunterricht in Corona-Zeiten. Das sollte in der Diskussion um die Anwendbarkeit von Online-Lehre nicht vergessen werden. Das Erleben des Materiellen, die fassbare Vielschichtigkeit in der Kunst, fehlende Geräte und Werkzeuge, die zuhause oft nicht verfügbar sind – dieses ist nur durch Online-Unterricht nicht auszugleichen. Weg fällt in diesen Zeiten auch die persönlichen Beratung im Realraum. Diese ist eben anders und direkter, erlaubt auch mal mehr pädagogische Zwischentöne als im Video-Chat mit 15-20 Teilnehmenden bei zum Teil schlechten Übertragungsqualitäten möglich ist. Der Kunstunterricht bietet basale kulturelle Bildung, aber der Corona-Stundenplan lässt wenig Kreativität zu, bemerken Berliner Kunstlehrer*innen dazu kritisch. Die in der Krise notwendige Online-Lehre auch für danach auszubauen ist sicher wichtig, darf aber nicht auf Kosten des gewohnten Kunstunterrichts gehen.

Präsenz-Lehre in Zeiten von Corona - ungewöhnlich aber immerhin mit echten Menschen und coronagerechtem Abstand und Sozialkontakt.
Präsenz-Lehre in Zeiten von Covid 19 – ungewöhnlich aber immerhin mit echten Menschen und coronagerechtem Abstand und Sozialkontakt.

Infos + Termine

KJF, 29.05.2020Am 29. Mai fand das Finale des Deutschen Jugendfotopreises 2020 statt. Die 36 jungen Fototalente wurden statt auf der wegen Corona abgesagten Fotografiemesse „photokina“ in diesem Jahr online gewürdigt. Das Deutsche Kinder-und Jugendfilmzentrum (KJF) als Veranstalter des Bundeswettbewerbs präsentierte die besten Bilder des Jahres in einem 20-minütigen Film. Die Preisträger*innen erhielten Preise im Gesamtwert von 13.500 Euro. Sie sind zwischen acht und 25 Jahren alt. Der Film und die Ergebnisse sind auf www.jugendfotopreis.de verfügbar.

# Forschungsprojekt zum „Kulturentzug“ Das Coronavirus hat alle getroffen wie noch selten ein Ereignis in den letzten Dekaden. Der gewohnte Alltag wurde durcheinandergewirbelt, für manche mit drastischen Konsequenzen. Das kulturelle Leben ist in weiten Teilen weggebrochen, findet nur langsam wieder zu einem Neustart. Ein Forschungsprojekt (www.maerchenprinz.org) reagiert auf die Situation und will gerne dazu beitragen, die Belastungen und die Chancen aus den Ausgangsbeschränkungen und aus den Notwendigkeiten der Pandemiebekämpfung zu analysieren, – mit spezifischem Blick auf kulturelles Leben in Stadt und Land. Dazu gibt es eine Umfrage https://www.soscisurvey.de/kulturundkontaktverbot/?q=Kulturentzug

 BDK Newsletter – in eigener Sache | Die Installation der neuen BDK-Website hat zur Folge, dass man sich aus datenrechtlichen Gründen neu für den BDK-Newsletter anmelden muss, um auch weiterhin bei jedem neuen Artikel von der Bundesseite umgehend die Info zu erhalten. Die Anmeldung erfolgt unten im Footer auf Website oder unter https://bdk-online.info/de/newsletter/

# Start des berufsbegleitenden  Masterstudienganges Kultur – Bildung – Teilhabe. Kunst & Pädagogik in der frühen Kindheit. Erstmalig startet ein Studiengang, der schwerpunktmäßig Kulturelle Bildung für und mit jüngeren Kindern thematisiert. Ab dem kommenden Wintersemester 2020 kann man ihn an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf berufsbegleitend studieren. Weitere Infos


VIDEONALE.18 – OPEN CALL endet am 30. Juni 2020 Nur noch bis zum 30. Juni sind Einreichungen für den Wettbewerb der VIDEONALE.18 – Festival für Video und zeitbasierte Kunstformen möglich. Die Veranstaltungsleitung freut sich auf experimentelle Arbeiten aus den Bereichen Einkanal- und Mehrkanalvideo, Videoinstallation, Performance, Sound Art und Virtual Reality von Künstler*innen aus aller Welt. Informationen zur Ausschreibung

# Stellenausschreibung Im Fachbereich 6: Sozial- und Kulturwissenschaften am Campus Landau ist am Institutfür Kunstwissenschaft und Bildende Kunst zum 01.10.2020 die Stelle einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin/ eines wissenschaftlichen Mitarbeiters in Form einer Lehrkraft für besondereAufgaben (m/w/d) im Bereich Kunstdidaktik (innovative Lehrformate)befristet bis zum 31.12.2022 zu besetzen. Zur Ausschreibung

# Talentcamp 2020 diesmal Online. im Rahmen der Nachwuchskünstler-Frühförderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern wird das „Talentcamp 2020“ in diesem Jahr aufgrund von Corona-Vorsichtsmaßnahmen in digitaler Form stattfinden. Kinder und Jugendliche der Klassen 5 bis 12 haben die Möglichkeit, an vier Onlinekursen während der Projektzeit zum Thema „Kunst bewegt“ teilzunehmen und Ihre Werke für einen hierzu ausgeschriebenen Wettbewerb einzusenden. In vier Onlinekursen werden den Schüler*innen experimentelle Methoden der zeitgenössischen Bildenden Kunst spielerisch näher gebracht. Die Onlinekurse werden auf der Website des Künstlerhauses (www.plueschow.devom 27.7. bis 31.7.2020 für die Teilnehmer*innen frei geschaltet. Die Projektleitung hat Daniela Melzig inne.

# Kunsttag in Baden-Württemberg Corona kam, siegte aber nicht über die Kunst. – 
Insgesamt haben sich 93 talentierte Schüler*innen mit tollen Arbeiten am Wettbewerb beteiligt. Die Jury hat die Mappen ausführlich besprochen; letztendlich wurden diesmal sieben Schülerinnen und vier Schüler ausgewählt, am mehrtägigen Förderseminar „Kreationstage“ teilzunehmen. Leider wird dieses Kunstcamp im Zuge der Corona-Einschränkungen auf noch unbestimmte Zeit verschoben. 
Daher werden die elf Sieger*innen des JugendKunstpreises und studentische Art-Coaches jetzt ein, zu einem einstimmenden „KunstTag“ am 28. Juni 2020 (10 bis 17 Uhr),Treffpunkt: Bingen am Rhein, Museum am Strom eingeladen. In Bingen findet die Skulpturen-Triennale statt. Weitere Infos

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