Direkt zum Inhalt springen

Kunstunterricht im 20. Jahrhundert

ASPEKTE DER GESCHICHTE DER KUNSTERZIEHUNG
Die Geschichte des Fachs bildet die Basis für die Ziele, die wir heute verfolgen.
Vor 1933 hatte die Kunsterziehungsbewegung als musische Erziehung im Rahmen der Reformpädagogik entscheidenden Einfluß auf viele Bereiche des Schulunterrichts. Zeichnen und Malen waren auf die Erlebnisformen der kindlichen Entwicklungsstufen ausgerichtet, die musische Erziehung wurde außerdem zu einem allgemeinen Erziehungsprinzip.
Die nationalsozialistische Bildungspolitik mißbrauchte den Kunstunterricht ebenso wie viele andere Bereiche und Fächer der Schulbildung, ordnete sie den weltanschaulichen Grundsätzen des Nationalsozialismus unter.
Folgerichtig wurde nach ’45 die Bildungspolitik der zwanziger Jahre wieder aufgegriffen und unter dem Begriff der Kunsterziehung weiterentwickelt. Inhaltlich und methodisch wurde das Fach präzise gegliedert, ausgehend von der Kinderzeichnung erfolgte mit zunehmenden Alter der Schülerinnen und Schüler eine Annäherung an die Kunst. Gestaltungslehren des Bauhauses und der spielerische Umgang mit bildnerischen Mitteln hatten im Unterricht „Kunsterziehung“ ihren festen Platz.
In den 60-iger Jahren wurde die „kunstferne“ Position der Kunsterziehung kritisiert. Die Diskussion drängte die „Menschenbildung“ in den Hintergrund und wandte sich der aktuellen Kunst zu, Ordnungsfaktoren und kunsttheoretische sowie kunsthistorische Aspekte rückten in den Vordergrund sowohl bei der Kunstbetrachtung als auch bei der bildnerisch-praktischen Arbeit der Schülerinnen und Schüler. Es ging vor allem um die fachliche Einbeziehung der Kunst und damit um einen Weg zur Kunst. Produktion und Reflexion wurden zu gleichberechtigten Inhalten des Faches, das nun als „Kunstunterricht“ bezeichnet wurde, wobei die Fragen der Lernziele und deren Kontrolle sowie die Leistungsbewertung eine bedeutende Rolle spielten.
Die 70iger Jahre und das Stichwort „Emanzipation“ nahmen auch Einfluß auf die Diskussion über die Aufgaben des Faches. Die gesellschaftliche Relevanz der Kommunikationsmedien führte zu einem Wechsel in der Fachdidaktik hin zur „Visuellen Kommunikation“, Sozialisierung verdrängte die Förderung der individuellen Leistung, Kinder und Jugendliche wurden stärker als Teil der Gesellschaft begriffen.
Innerhalb dieser neuen Sichtweise des Faches gab es zum Teil Tendenzen, die systemverändernde Zielsetzungen verfolgten und eine vollständige Erneuerung des Faches anstrebten.
Auch wenn die „Visuelle Kommunikation“ sich nicht in radikaler Weise durchsetze, wurde doch deutlich, dass die Didaktik des Faches auf gesellschaftliche Veränderungen reagierte.
Ende der 70-iger und Anfang der 80iger Jahre rückten die individuellen Belange der Kinder und Jugendlichen wieder stärker in den Focus der bildungspolitischen Debatte. Die Fachdidaktik setzte sich verstärkt mit Fragen der „Ästhetischen Erziehung“ und den Möglichkeiten der Schulpraxis auseinander. Diese Entwicklung führte im weiteren Verlauf Aspekte der Kunsterziehung und der Visuellen Kommunikation zusammen. Kunsttherapeutische Ansätze im außerschulischen Bereich und die zunehmende Bedeutung der Subjektivität, die Stellung des Individuums in unserer Gesellschaft wurden in der Curriculumdiskussion berücksichtigt und haben neben den traditionellen Ansätzen die Didaktik des Kunstunterrichts von heute geprägt.
Bildungs- und Erziehungsziele in und außerhalb von Schule sind mit der gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung eng verbunden, Veränderungen wie z.B. die Bedeutung der Neuen Medien sind Anlass für bildungspolitische Diskussionen und Revisionen der Lehrpläne. TIMSS und PISA haben in den letzten Jahren und Monaten zudem Impulse gesetzt, denen wir uns als Verband gerne stellen.