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Kunstpädagogischer Tag 2022

Beigetragen von redaktionsl in Aktuelles 5 Min. Lesezeit 14. Dezember 2021

18.03.2022 / 9.00 – 16.00 Uhr / HBKsaar

Sie bleibt ein zentrales Motiv und Movens der Kunst: Die Darstellung des Menschen. Durch die Jahrhunderte wandelte sich das Bild vom Menschen und seiner Bestimmung in der Welt. Der menschliche Körper wurde idealisiert, profanisiert, abstrahiert, kanonisiert und dekonstruiert.

In den Lehrplänen des Faches Kunst ist die gestalterische und reflektierende Beschäftigung mit dem menschlichen Körper in Kunst und Alltagskultur fest verankert. Der Kunstpädagogische Tag 2022 bietet in Vorträgen und Workshops Anlässe, sich praktisch, kunsthistorisch und fachdidaktisch mit einem allzu vertrauten Thema neu auseinanderzusetzen.

VORTRAG

Prof. Dr. Matthias Winzen

Kinderbildnisse und das Bild vom Kind

Kinder gab es nicht schon immer, jedenfalls nicht nach unserem heutigen Verständnis. Lange galten 9- oder 11-Jährige als zu kleine Erwachsene, nicht als Individuen in einer eigenen, besonderen Lebensphase. In der Malerei der Romantik und des Biedermeier begegnen wir neuen Menschen. Aus den Gemälden schauen die Kinder neugierig oder versonnen hinaus in eine sich rapide verändernde Welt, deren eine große Neuheit sie selbst sind: Kinder, die sich entwickeln, lernen, die in emotionaler Beziehung zu ihren Eltern gezeigt werden, von denen sie Schutz und familiäre Geborgenheit erwarten können. Zusätzlich revolutioniert wird die damalige Gesellschaft durch die Schulpflicht. Neben der Erschließung technischer Energiequellen brachte das 19. Jahrhundert die Entdeckung einer mächtigen gesellschaftlichen Ressource: Kindheit als Zukunft, als dauernde Erneuerung der modernen Gesellschaft aus sich selbst heraus.

Prof. Dr. Matthias Winzen vertritt das Lehrgebiet Kunstgeschichte und Kunsttheorie an der HBKsaar, wo er u. a. die Masterstudiengänge Kuratieren und Museumspädagogik verantwortet. Zudem ist er Direktor des Museums LA 8 in Baden-Baden.

WORKSHOP 1

Till Felix Hallauer
Figur im Raum
Akt und figürliches Zeichnen – Proportionen, Anatomie, Bewegung – einmal ohne Modell

Der Workshop soll Ideen liefern für die Durchführung fachpraktischer Unterrichtsreihen zum Thema „Figur“ im Unterricht (ab der Einführungsphase in die Oberstufe).
Viele Lerngruppen bringen mittlerweile bereits Grundkenntnisse zum Zeichnen des Menschen mit in den fachpraktischen Unterricht. Nicht nur Anleitungen zum Zeichnen von Mangas oder Comicfiguren, sondern auch Tutorials zur Darstellung des Menschen finden sich immer öfter in den entsprechenden Kanälen des WWW. Auf diesen Grundkenntnissen lässt sich wunderbar aufbauen. Aber auch zeichnerisch Unbedarfte können an die Darstellung des Menschen schnell herangeführt werden, ohne dabei das „klassische akademische Aktzeichnen“ zu bemühen.
Dies soll im Workshop praktisch erprobt werden.
Ausgehend von einfachen Übungen zu Proportionen und Bewegungen, über das Bewusstmachen von Verkürzungen anhand von Figuren aus stereometrischen Grundformen, bis hin zu einfachen Anatomiestudien, gelangt man schnell zu eigenen Bildideen bezüglich der Darstellung des Menschen im Bildraum. Der „Klassiker“ unter den anatomischen Zeichenschulen, Gottfried Bammes´ Gestalt des Menschen, aber auch andere Autoren können hier Anregungen zur systematischen Erarbeitung der Figurendarstellung liefern.

Till Felix Hallauer, Kunstlehrer am Ludwigsgymnasium Saarbrücken, studierte bis 1994 Bildende Kunst, Kunstpädagogik und Anglistik in Osnabrück.
Hauptfächer der künstlerisch-akademischen Ausbildung waren Malerei, figürliches Zeichnen und Druckgrafik. Als Dozent für Aktzeichnen in den 90er Jahren erweiterte Hallauer sein eigenes Figurenrepertoire. Seine künstlerische Arbeit, in deren Zentrum seit Jahrzehnten die figürliche Malerei steht, wird durch eine kontinuierliche Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland begleitet.

WORKSHOP 2

Malgorzata Sztremer
Vom Kopfzeichnen zum Portrait

Ziel des Workshops ist die Erstellung eines gemalten Portraits. Zuerst zeichnen die TeilnehmerInnen den Kopf vom lebenden Modell. Der Schwerpunkt liegt dabei bei der Haltung des Kopfes, seinen Proportionen und der Anatomie. Nach der Pause geht es um das malerische Studium des Kopfes. Zum Prozess gehört die Übertragung der Zeichnung auf den Malkörper, die Untermalung, das Modellieren durch Licht und Schatten und das Mischen von Farbtönen. 

Malgorzata Sztremer ist Malerin. Sie studierte Malerei an der Kunstakademie in Krakau/Polen und Freie Kunst an der HBKsaar. Seit 2009 ist sie als Dozentin für Malerei und Zeichnung an der HBK Saar und an der Abendschule der HBKsaar tätig.

WORKSHOP 3

Eva Biard
Selbst erforschen ist die Kunst

Gliederfiguren, Leonardo da Vincis Proportionszeichnung nach Vitruv sowie der eigene Körper sind Anlass zum künstlerisch-forschenden Lernen. In werkstattorientierten Ateliers kann einzeln, im Tandem oder in kleinen Gruppen ästhetisch geforscht und gestaltet werden. Die Ideen stammen aus der Kunstdidaktik der Primarstufe und sind körper-, bewegungs-, gestalterisch- und kommunikativ orientiert. Wir werden mit einer kleinen Yogapraxis und der Präsenz des Körpers beginnen.

Eva Biard ist Grundschulpädagogin mit Schwerpunkt Bildende Kunst. Seit 2013 lehrt sie Kunstdidaktik der Primarstufe an der HBKSaar. Ihr besonderes Interesse gilt der kreativen Prozessinitiation in werkstattorientierten Umgebungen.

Tim Kamp
GROSS / BREIT / SCHWARZ

Wir zeichnen auf große Formate (60×100) mit fetten, schwarzen Ölkreiden. Vermittelt werden zeichnerische Dynamik, richtiges Sehen und vielfältige Herangehensweisen an die scheinbar schwierige, zeichnerische Aufgabe: Die menschliche Figur! Wir starten mit einfachen Übungen, um später den Schwerpunkt auf das figürliche Zeichnen zu setzen. Hierbei geht es vor allem auch um die Erfahrung, dass Zeichnen (bei den großen Formaten) ein körperlicher Vorgang ist, der unmittelbar mit den Dimensionen des eigenen Körpers zu tun hat. Die Workshopteilnehmer/innen stehen sich reihum Model. Wenn es wild wird und schwarze Finger macht ist es gut! Papier und Basis-Zeichenmittel (schwarze Jaxon Ölkreide) wird gestellt – solange der Vorrat reicht. Zum Kurs ist auch ein Buch erschienen!

Tim Kamp studierte Kommunikations-Design an der HBKsaar. Nach seinem Abschluss 1992 wird er Art-Director in der Saarbrücker HDW Werbeagentur GmbH, schließlich auch Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung. Seit 2004 unterrichtet er das Fach Kommunikatives Zeichen an der HBKsaar. Vermittelt wird hier die Fähigkeit, das Zeichnen als Kommunikationsmittel in der täglichen Arbeit einzusetzen.

Armin Rohr
Aspekte des figürlichen Zeichnens

Zuerst war die Zeichnung. Und dann kam lange nichts. Vielleicht Gesang – aber das ist ein anderes Thema. Die Zeichnung ist das Ergebnis einer Beobachtung. Wahrscheinlich aus reiner Neugierde. Vielleicht, um die Welt besser zu verstehen. Zeichnen ist visuelles Denken, visuelles Nachdenken über die Welt.

In diesem Workshop geht es um die Beobachtung und Darstellung des Menschen mit zeichnerischen Mitteln.

Der Mensch ist ja sowieso das allerwichtigste. Zumindest in der Kunst. Ein unerschöpfliches Thema seit der Entdeckung der ersten Höhlenzeichnungen unserer Vorfahren.

Der Mensch, die Figur im Raum. Sitzend, liegend, stehend. Allein, zu zweit oder mehrere Personen. In Ruhe oder in Bewegung.

Wir gehen mit unseren Augen in den Falten der Kleidung spazieren, betrachten uns Muster und Strukturen. Wir zeichnen uns gegenseitig, die ganze Figur oder auch Ausschnitte. Und natürlich auch den Kopf.

Und das funktioniert alles ohne WLAN. Mit Papier und Stiften. Analog.

Armin Rohr studierte nach seinem Abschluss als Diplom-Designer Malerei an der HBK Saar. Für seine künstlerische Arbeit erhielt er zahlreiche Stipendien und Preise. Armin Rohr lebt und arbeitet in Saarbrücken und lehrt Zeichnen an der HBK Saar. Seine Arbeiten sind in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen (https://arminrohr.blogspot.com).

Sie können sich beim Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) zum Kunstpädagogischen Tag anmelden.

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