Ein Bericht von Arne Müller
Bereits am frühen Morgen des ersten Ferientages machten sich 31 aktive und ehemalige Kunstlehrende sowie -interessierte auf den Weg nach München. Vorrangig sollten die Spuren des deutschen Expressionismus erkundet werden, welche uns die Künstlergruppen „Der Blaue Reiter“ und „Die Brücke“ in und um die bayerische Landeshauptstadt hinterlassen hatten.

Doch schon bald zeigte sich, dass München einiges mehr zu bieten hatte. Während der Busfahrt war die Wiedersehensfreude groß und so wurden zuerst allerhand Neuigkeiten ausgetauscht, bevor wir unser erstes Ziel erreichten – das „Lenbachhaus“. In den ersten Ausstellungsräumen versanken einige in den ausgestellten Holzschnitten oder rätselten über die Inhalte einiger Kunstwerke der eben benannten Expressionisten, aber auch über Positionen der Gegenwartskunst wie die von Joseph Beuys.
Nach dem Beziehen unserer Hotelzimmer stand der Abend allen individuell zur Verfügung. Somit musste jetzt nur noch die Frage geklärt werden – Welches Restaurant aus dem reichhaltigen Angebot wir auswählen wollten? Letztlich landete man beim Italiener oder sogar auf einer scheinbar privaten Familienfeier, auf der die Griechinnen barfüßig auf den Tischen tanzten.
Auch am zweiten Tag bot sich uns in der „Alten Pinakothek“ eine wenn nicht noch größere Auswahl an Kunstwerken als am ersten Tag, die wir schon mehrfach im Unterricht gezeigt hatten oder aus unterschiedlichen Büchern und Dokumentationen kannten. Sehr beeindruckend! In Form einer Führung fühlte uns hier ein Guide mehrfach auf den Zahn und versetzte uns mit analytischen Fragen in die Rolle von Schülerinnen und Schülern zurück.

München zeigte auch an diesem Tag ein sehr wechselhaftes Bild vom Wetter und ließ uns nach dem Museumsbesuch bei Wind und Regen durch den Englischen Garten spazieren und teilweise sogar irren. Am Abend musste der geplante Kabarettbesuch bei Maxi Schafroth leider krankheitsbedingt ausfallen und somit lag es jetzt wieder an der Kreativität der Teilnehmenden, selbst für eine unterhaltsame Abendgestaltung zu sorgen. Einige konnten von der Kunst gar nicht genug bekommen und schauten sich den Film „Anselm – Das Rauschen der Zeit“ an, frönten erneut den italienischen Köstlichkeiten oder schwangen die Hüften in einer kubanischen Salsa-Bar. Der schon oft erwähnte internationale Charakter Münchens führte uns am Montag nach Spanien, genauer zu Ignacio Zuloaga, in die „Kunsthalle München“. Für viele von uns ein noch unbekannter bzw. unentdeckter Künstler, dessen Bilder eine besondere mysthische Ausstrahlung besitzen und uns vor diesen Großformaten verweilen ließen.
Nach etwas Freizeit in der Münchener Innenstadt, einschließlich des Viktualienmarktes, begegnete uns eine sehr dynamische und wirklich sehr bayerische Stadtführerin auf dem Marienplatz, welche mit ihren Anekdoten über die Altstadt allenfalls auch das Potential für einen kabarettistischen Auftritt gehabt hätte.
Der vierte Tag führte uns in das Münchener Umland, zum Starnbergersee und Murnau. Wobei das Wetter uns eher ein Bild als „Wanderer über dem Nebelmeer“ bescherte. Im „Buchheim Museum am Starnberger See“ wartete ein ziemliches Kontrastprogramm – erst Ottos Nachbilder, die einige mehr als schmunzeln und an vergangene Zeiten erinnern ließen sowie anschließend einige sehr berühmte Gemälde der „Brücke“.
Nach einem kleinen Spaziergang stärkten wir uns mit üppiger regionaler Küche, die einige der Teilnehmenden in den letzten Tagen schon in einem der vielen Wirtshäuser Münchens probiert hatten. Gut gestärkt konnte das Kunstprogramm, nun im Zeichen Gabriele Münters, weitergehen. Das „Schlossmuseum Murnau“ zeigte hierbei erneut eindrucksvoll expressionistische Werke der „Blauen Reiter“, diesmal in einem sehr heimeligen Umfeld mit idyllischem Ausblick auf die Berge. Etwas auf Irrwegen erreichten wir danach dann doch das ehemalige Wohnhaus Münters und ihren romantischen Garten. Schauplätze des in diesem Jahr gedrehten Films „Münter und Kandinsky“. Vielleicht ein guter Anlass, um nach der Fahrt zusammenzukommen, bildreiche Orte wieder zu entdecken und in Erinnerungen zu schwelgen.

Als gemeinsamen Ausklang wählte unsere Gruppe das Café der hiesigen Schokoladenmanufaktur und brachte mit der Teilnehmeranzahl die Kapazität der Lokalität fast an ihre Grenzen. Am darauffolgenden Mittwoch kamen wir mit sehr zeitgemäßer Kunst in der „Pinakothek der Moderne“ in Berührung. Das Ausstellungskonzept „Mix & Match“ stellte hierbei die unterschiedlichsten Positionen gegenüber und vermittelte dabei völlig neue Bezüge, welche für uns in Form einer sehr interessanten Führung noch weiter vertieft wurden.

Ab Mittag hatten wir Gelegenheit, auch die anderen Bereiche der „Pinakothek“ zu erkunden. Und so machte sich ein Großteil auf die Spuren der Ikonen aus Architektur und Design, bevor es für viele erneut auf den Viktualienmarkt ging, um sich noch einmal mit bayerischem Schmaus zu stärken.
Als Abschluss unserer Studienfahrt ging es vor der Abreise in das „Museum Brandhorst“, welches uns eine unglaubliche Fülle an sehr wertvollen Exponaten darbot. Schon fast überfordert und ein wenig gesättigt von den letzten Kunsttagen war es der Mehrheit nur möglich, durch die Ausstellungsräume zu wandeln und die Kunst auf sich wirken zu lassen – hin und wieder begleitet von den erklärenden Kommentaren des Audioguides.

Ich habe in diesem Jahr zum ersten Mal an einer Studienfahrt des BDK Sachsen-Anhalts teilgenommen und möchte die letzten Zeilen nutzen, um etwas Werbung zu machen. Auf der Fahrt konnte ich viele Kunstwerke neu und wieder entdecken, sowohl als eigene, aber auch Inspiration für meine Schülerinnen und Schüler. Immer wieder kam es zu tollen Gesprächen mit den Teilnehmenden über Künstlerinnen und Künstler, Unterrichtsideen und eben einfach unseren tollen Beruf. Dieser Austausch lebt von der Teilnahme mehrerer Generationen und kann natürlich nur fortgeführt werden, wenn sich auch in den folgenden Jahren genügend Mitreisende finden. Also, kommt mit!!!
Fotos: Arne Müller, Franziska Elsner und Angela Wilke