Sehr erfolgreich verlief unsere Vortragsreihe zum neuen Schwerpunktthema des Abiturs „Selbstdarstellung und Verwandlung“. Die Plätze in der Staatsgalerie in Stuttgart, dem ZKM in Karlsruhe und dem Schwarzwaldsaal des Regierungspräsidiums Freiburg waren voll besetzt. Die Wahl des Referenten, Prof. Dr. Nils Büttner, erwies sich als Glücksgriff, da er nicht nur hohe Fachkompetenz aufweisen, sondern diese auch mit beeindruckenden rhetorischen Fähigkeiten in Einklang bringen konnte. Büttner, Professor für Kunstgeschichte an der Kunstakademie Stuttgart, beantwortete die Frage der „Selbstdarstellung und Verwandlung“ in Rembrandts Werk konsequent aus dem unmittelbaren Kontext des 17. Jahrhunderts heraus. Zunächst stellte er den Begriff „Selbstporträt“ in Frage, da dieser im 17. Jhd. als Gattungsbezeichnung noch nicht üblich gewesen sei und erläuterte anschließend Rembrandts unterschiedliche Motivationen, „ein Bild, von ihm selbst gemalt“ zu erstellen.
Dabei unterschied Büttner die Begriffe „Porträt“ und den niederländischen Begriff „tronie“, der im Gegensatz zum Porträt keine exakte Wiedergabe der Physiognomie darstelle, sondern vielmehr den Akzent auf bestimmte Affekte und Gefühlsregungen setze, die es beim Betrachter zu erzeugen gilt. In seinem sehr kenntnisreichen und anschaulichen Vortragsstil nahm Büttner seine Zuhörer immer wieder auf interessante Zeitreisen ins 17. Jahrhundert mit, und räumte dabei auch mit dem ein oder anderen populären Klischee auf, welches sich im Lauf der Jahrhunderte der Barock- und Rembrandtrezeption bemächtigt hatte, so z.B. die übliche Unterscheidung in die Kunst des protestantischen Nordens und des katholischen Südens (heute Belgien), welche im 17. Jahrhundert in dieser Trennschärfe nie bestanden habe. In diesem Zusammenhang bot sich auch der Vergleich zwischen Rembrandt und Rubens an, und diese wiederrum im Vergleich mit italienischen Meistern der Renaissance, wobei laut Büttner neben der künstlerischen Inspiration immer auch die durchaus selbstbewusste Absicht dahinter steckte, den jeweils anderen nicht zu kopieren, sondern zu übertrumpfen. Mit einem enormen Hintergrundwissen ging Büttner auf bestimmte Porträtwerke Rembrandts ein, und bot dabei zahlreiche Fakten und Querverweise, die den Zuhörern in diesem Zusammenhang teils auch ganz neu waren.