Am Maifeiertag machten wir eine vergnügliche Ausfahrt. Auf der Autobahn ging’s von Stuttgart nach Schwäbisch Hall. Links und rechts der Autobahn breiteten sich Hügel und Ebenen, rasend gelbe Rapsfelder, grüne Wiesen, hellbraun liegende Äcker, streuten sich verspielt blühende Apfelbäume, sprießende Hecken und wachsende Büsche dazwischen. In der Kunsthalle Würth dann David Hockney – ‚Nur Natur’; auf greifbaren Leinwänden, die zu großen Bildfeldern kombiniert sind, die gleichen Eindrücke, ebenso frisch, wie gerade aus dem Auto gesehen, leicht auf so viele Leinwände locker hingemalt. Yorkshire und Hohenlohe bieten ähnliche Landschaften und Bilder, das fiel dem Künstler auf, uns Autofahrern auch. Das Simple und Selbstverständliche der Landschaft wurde Hockney zum Thema. Das passt hervorragend nach Schwäbisch Hall und bestätigt und erweitert ein altes Konzept, das schon Monet zum Arbeitsprinzip erhob: das Lapidare zu verschiedenen Zeiten interessiert und untersuchend beobachten und (wortwörtlich) aufzeichnen. Ich habe mich in letzter Zeit selten einmal in einer Ausstellung so leicht und unangestrengt gefühlt. Und außerdem gibt es für alle Besucher freien Eintritt!
Dieser Fakt ist Herrn Würth besonders hoch anzurechnen. Auch in der
wenige Schritte unterhalb der Kunsthalle gelegenen Johanniterhalle darf
gute und besondere, wenn auch in großer Enge präsentierte,
mittelalterliche Tafelmalerei und Altarplastik gratis betrachtet werden.
Reinhold Würth zeigt seine Ausstellungen und Sammlungen der
Öffentlichkeit mit Stolz, aber auch mit Verantwortung, – gratis, aber
nicht umsonst, sondern zum Nutzen aller, besonders auch der Kinder und
Jugendlichen. Der Schulung des Sehens und damit einer umfassenden
ästhetischen Bildung widmet er viel Engagement in seiner Region, aber
auch dem ganzen Land zugleich, das einen solchen Mäzen in Sachen Kunst
trotz mancher Kritik nicht missen möchte und sollte. Noch bis zum 27.
September kann man täglich zwischen 11 und 18 Uhr in der Haller
Kunsthalle einem guten Meister der Moderne begegnen und kostenlos
‚Natur- und Schulausflüge’ machen!
